Spitzentreffen Sarkozy - Merkel EADS ohne deutsche Führung?

Berlin (RPO). Im Führungsstreit ber EADS deutet sich eine überraschende Lösung an: Einem Zeitungsbericht zufolge beugt sich Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Wunsch Frankreichs, die Doppelspitze des Konzerns aufzulösen. Bei dem am Montag geplanten Spitzentreffen mit dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy will Deutschland offenbar sogar eine alleinige französische Führung des Luft- und Raumfahrtunternehmens akzeptieren.

Das Unternehmen will die Entscheidungen der Regierungschefs dann binnen weniger Tage umsetzen: Der Verwaltungsrat soll am kommenden Donnerstag, der Vorstand am Freitag tagen, schreibt die "Financial Times Deutschland" (Montagsausgabe) unter Berufung auf Branchenkreise.

Eine Einigung, die vergangene Woche bereits festzustehen schien, war nach Informationen der "Financial Times Deutschland" am Freitag wieder geplatzt. Demnach sollte der deutsche Co-EADS-Chef Thomas Enders alleiniger Vorstandsvorsitzender werden und ein Franzose an die Spitze des Verwaltungsrats rücken - Favorit dafür war Enders Amtskollege Louis Gallois. Die Franzosen hätten für den Chefkontrolleur jedoch doppeltes Stimmrecht und damit eine zu große Machtfülle gefordert, so dass am Wochenende wieder nach neuen Lösungen gesucht wurde.

Nunmehr will Deutschland übereinstimmenden Medienberichten zufolge Gallois als alleinigen EADS-Chef akzeptieren, dafür soll der Chefposten bei der EADS-Tochter Airbus mit dem bisherigen Co-Vorsitzenden des Mutterkonzerns, Enders, besetzt werden. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montagsausgabe) hat Enders bereits zugestimmt.

Dieser überraschende Vorschlag wird von Beobachtern als Chance gesehen, den Führungsstreit beizulegen, der sich zunehmend zu einer Belastung der deutsch-französischen Beziehungen auswächst. Merkel wolle diesen Vorstoß am Montag in Toulouse am Airbus-Stammsitz dem französischen Staatspräsidenten unterbreiten, hieß es. Frankreich hatte sich vehement für seinen EADS-Spitzenvertreter Gallois stark gemacht, der bislang zugleich Airbus-Chef ist.

Der EADS-Konzern wird seit seiner Gründung gemeinsam von einem Deutschen und einem Franzosen geführt. Dem Verwaltungsrat sitzen bisher gemeinsam der Franzose Arnaud Lagardere und der Deutsche Rüdiger Grube vor. In den Medien war seit Wochen darüber spekuliert worden, dass sich die EADS-Eigentümer von der Konzerndoppelspitze verabschieden und statt dessen einen einzelnen Chef installieren könnten.

Derweil fordert die IG Metall mehr Engagement der deutschen Politik bei Airbus. "Die Bundesregierung muss ihre vornehme Zurückhaltung aufgeben und sich aktiv und unmittelbar für den Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen bei Airbus einsetzen", sagte Gewerkschaftschef Jürgen Peters in Frankfurt am Main. Die Beschäftigten erwarteten "nach monatelanger Hängepartie ein klares Signal ihrer Bundesregierung gegenüber dem Management von Airbus". Es sei angesichts milliardenschwerer Neuaufträge und der Entwicklung neuer Flugzeugtypen nicht nachvollziehbar, dass das Airbus-Management an den Abbauplänen festhalte, sagte Peters.

Nach Problemen mit dem Großraumflugzeug A380 und dem Langstreckenflieger A350 hatte Airbus das Sparprogramm "Power8" aufgelegt. Dabei sollen bei Airbus in den kommenden Jahren insgesamt 10 000 der europaweit 57 000 Arbeitsplätze gestrichen werden, davon 3455 der rund 22 000 deutschen Stellen. Für die Werke im niedersächsischen Varel (1350 Beschäftigte) und im baden-württembergischen Laupheim (1200 Beschäftigte) gibt es zudem Verkaufsabsichten. Für das Werk im niedersächsischen Nordenham (2300 Mitarbeiter) wird ein Partner gesucht. Doch auch hier ist ein Verkauf nicht ausgeschlossen.

(afp)
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