Vor 75 Jahren Dresden erinnert an Kriegszerstörung der Stadt

Dresden · Jedes Jahr am 13. Februar hält Dresden inne. 75 Jahre ist es nun her, dass die Elbestadt durch Bomben zerstört wurde. In die Trauer um die Opfer mischt sich ein Bekenntnis zur Völkerverständigung.

Die Stadt Dresden will am Jahrestag ihrer Zerstörung am Donnerstag erneut ein Bekenntnis zu Frieden und Versöhnung ablegen. Zentraler Punkt des Gedenkens ist eine Menschenkette, die Tausende Dresdner und Gäste am späten Nachmittag auf beiden Seiten der Elbe vereinen soll. In diesem Jahr reihen sich unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der Herzog von Kent, Prinz Edward, ein. Mit der Kette möchten die Dresdner einerseits an die Opfer der Luftangriffe erinnern. Zum anderen wehren sich die Bürger gegen einen Missbrauch des Dresden-Gedenkens durch Rechtsextreme und andere Revisionisten.

Am 13. Februar 1945 und in den Tagen danach hatten britische und amerikanische Bomber das Zentrum der Elbestadt in Schutt und Asche gelegt. Bis zu 25.000 Menschen starben. Zunächst warfen 773 britische Bomber riesige Mengen an Sprengbomben ab. Darauf folgten etwa 650.000 Brandbomben, die einen Feuersturm entfachten. Die Innenstadt glich einer Wüste aus Ruinen. Am 14. und 15. Februar folgten Angriffe der US-Amerikaner. „Die bis zur Unkenntlichkeit verkohlten Toten lagen noch Tage auf der Straße oder in den Trümmern, ehe die Leichenberge zur Verhinderung von Seuchen verbrannt werden konnten“, heißt es in einer Dokumentation des Deutschen Historischen Museums.

Die Luftangriffe werden regelmäßig von Rechtsextremen instrumentalisiert, um die Kriegsschuld Deutschlands zu relativieren. Unter Völkerrechtlern und Historikern, auch in Großbritannien, sind die Bombardements umstritten. Nach Ansicht des Luftkriegsforschers Jens Wehner können die Luftangriffe auf Dresden nicht ohne den Kontext des Kriegsverlaufs betrachtet werden: „Wenn Dresden ein Kriegsverbrechen war, dann waren das auch viele andere Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg - ob nun von Deutschen oder Alliierten begangen. Egal, wie man diese Bombardierung bewertet: Dresden taugt nicht zur Umdeutung des Krieges“, sagte der Forscher.

Am Donnerstag ist die Dresdner Bevölkerung eingeladen, verschiedene Orte des Gedenkens aufzusuchen. Bundespräsident Steinmeier hält am Nachmittag im Kulturpalast eine Rede. Im Anschluss formiert sich die Menschenkette, zu der in den vergangenen Jahren bis zu 12 000 Leute strömten.

Unter dem Titel „Nur ein Wimpernschlag in der Geschichte? Der 13. Februar in Dresden“ folgt am Abend eine Podiumsdiskussion im Albertinum. Die Dresdner Philharmonie führt „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms auf, die Staatskapelle Dresden hat Gustav Mahlers 10. Sinfonie im Programm. Gegen 21.45 Uhr - zum Zeitpunkt der ersten Angriffswelle - werden die Glocken aller Dresdner Kirchen läuten.

(lukra/dpa)
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