Hartz-IV-Familien sind zu arm Drei Millionen Kinder machen keinen Urlaub

Osnabrück · Die Zahl der Kinder, die in Deutschland in Armut leben, ist in zehn Jahren um 50 Prozent gestiegen. Daher fordert der Kinderschutzbund die sofortige Ausweitung des Teilhabepakets für Hartz-IV-Familien. Kinder sozial schwacher Familien sollen so eine Chance auf Urlaub bekommen.

Vorurteile über Hartz-IV-Empfänger
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Foto: dpa, Hendrik Schmidt

Drei Millionen Kinder in Deutschland fahren nach Angaben des Kinderschutzbundes aus Armutsgründen in den Ferien nicht weg. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" forderte der Präsident des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, das Teilhabepaket für Kinder aus Hartz-IV-Familien um eine sommerliche Einmalzahlung von jeweils 300 Euro aufzustocken. Kinder sozial schwacher Familien dürften bei den Ferien nicht "abgehängt" werden, sagte Hilgers.

In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Kinder, die wegen der Armut ihrer Familien keinen Urlaub machen können, um 50 Prozent gewachsen, erklärte Hilgers weiter. Außerdem schaffe Familienurlaub eine gemeinsame Identität. "Davon zehren viele das ganze Jahr über. Fällt dies weg, ist der Zusammenhalt vor allem von wirtschaftlich schwachen Familien gefährdet."

Kinderurlaub in Südeuropa meist kinderfreundlicher

Darüber hinaus gehe es um wichtige Erholung: "Kinder in der Sekundarstufe haben heute selber mehr Unterricht, als der einzelne Lehrer erteilt. Lernen ist aber Arbeit und die Schüler haben durch die fehlende Urlaubsmöglichkeit nicht genug Erholung".

Außerdem rät der Präsident des Kinderschutzbundes dazu, Reiseziele auf ihre Kinderfreundlichkeit zu prüfen. Während Deutschland "kinderentwöhnt" sei, wäre der Urlaub im kinderfreundlichen Spanien oder Italien entspannender.

Einspruch zu erheben lohnt sich häufig

Aktuell wurden außerdem Zahlen veröffentlicht, die zeigen, wie viele der eingereichten Widersprüche und Klagen von Hartz-IV-Empfängern tatsächlich Erfolg brachten. Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung wurden von der Bundesagentur für Arbeit zwischen November 2012 und Juni 2013 über 452.500 Widersprüche und 88.141 Klagen entgegen genommen. Letztlich wurden 35,2 Prozent der Widersprüche und über 40 Prozent der Klagen stattgegeben.

(RPO/dpa)
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