Grüne überholen die SPD "Die Zeit des Juniorpartners ist vorbei"

Berlin (RPO). Zeitenwende in der deutschen Parteienlandschaft. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik liegen die Grünen in einer aktuellen Umfrage vor der SPD. Zu Beginn ihres Höhenfluges hatte sich die Öko-Partei noch mit Triumphgeheul zurückgehalten. Nun aber feiert Grünen-Chefin Claudia Roth ein neues Selbstbewusstsein. "Die Zeit des Juniorpartners ist vorbei. Definitiv", sagte Roth unserer Redaktion.

Claudia Roth - gelernte Rock'n'Rollerin
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"Wir werden eindeutig anders wahrgenommen als früher. Die politischen Auseinandersetzungen mit der Regierung laufen inzwischen auf der Linie Union gegen Grüne. Das ist eine Konkurrenz auf Augenhöhe. Wir stehen jetzt in der ersten Reihe. Da müssen wir uns mehr auf harte Auseinandersetzungen einstellen als früher", betonte Roth.

Die SPD hat die neue Gewichtsverteilung nach Ansicht der Grünen noch nicht verstanden."Die SPD reagiert beleidigt auf unsere guten Umfragewerte. Einige alte SPDler haben immer noch nicht verstanden, dass wir kein Anhängsel und keine Abspaltung von ihnen sind", betonte Roth.

Die neue Zeit im Verhältnis zur SPD sei dagegen in Nordrhein-Westfalen angebrochen: "Da stehen mit Hannelore Kraft und Sylvia Löhrmann zwei Frauen an der Spitze, die gemeinsam die Ärmel hochkrempeln und sachlich auf Augenhöhe die Dinge anpacken."

Die Grünen lagen am Mittwoch in einer Umfrage zufolge in der Wählergunst erstmals vor der SPD. Die Sozialdemokraten fielen in dem am Mittwoch veröffentlichen Wahltrend von "stern" und RTL auf 23 Prozent und damit auf das Niveau der Bundestagswahl 2009 zurück. Die Grünen gewinnen dagegen einen Punkt und erreichen 24 Prozent.

Auch die Union macht einen Punkt gut: Für sie würden sich 31 Prozent der Wähler entscheiden. Die FDP verharrt bei fünf Prozent und müsste um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen. Die Linken bleiben unverändert bei zehn Prozent.

Damit liegt Rot-Grün mit zusammen 47 Prozent deutlich vor der schwarz-gelben Regierungskoalition mit 36 Prozent.

Forsa-Chef Manfred Güllner sagte dem Magazin "stern", die SPD spreche die falschen Themen an und schneide deswegen schlecht ab. "Die Klage gegen die Energiebeschlüsse der Regierung oder die Kritik an den Hartz-IV-Sätzen scheinen nicht die Probleme zu sein, die vielen früheren SPD-Mitgliedern aus der Mitte der Gesellschaft wichtig sind." Die Grünen profitierten von den Schwächen der anderen Parteien. Sie bekämen Zulauf aus dem SPD- wie auch dem CDU-Lager.

Für die wöchentliche Umfrage befragte Forsa vom 27. September bis 01. Oktober 2501 Bundesbürger.

(RP/RTR)
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