Helmut Schmidt ist nur ein Beispiel Die späte Liebe der Politiker

Nach zwei Jahren des Alleinseins hat Helmut Schmidt wieder eine Gefährtin, mit der er durchs Leben geht. Er kennt sie seit 1955. Auch Franz Müntefering, Oskar Lafontaine und Helmut Kohl fanden ihre neuen Frauen im Kollegenkreis.

Die späte Liebe der Politiker
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hamburg Helmut Schmidt musste seine neue Partnerin nicht erst kennen lernen. Er kannte sie schon und sie ihn. Sie war seine Mitarbeiterin, aber auch seine Vertraute. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang blieben sie einander verbunden, und auch als Loki, mit der Helmut Schmidt 69 Jahre lang verheiratet war, 2010 starb, stand sie ihm bei. Nach fast zwei Jahren der Trauer und des Alleinseins hat der 93-Jährige in Ruth Loah eine Frau gefunden, mit der er sein weiteres Leben verbringen will — als Gefährten.

Es ist keine Seltenheit, dass Politiker auch nach einer solch langen Ehe wieder eine Beziehung eingehen. "Die Partnerinnen waren sehr wichtig, sie haben wie selbstverständlich hinter und neben dem Mann gestanden und ihn stabilisiert", sagt die Düsseldorfer Einzel- und Paartherapeutin Juliana Heiland. Gerade ein Mann wie Helmut Schmidt, der viel erlebt und gesehen hat, benötige eine enge Freundin. "Als großer Welterklärer braucht er jemanden, mit dem er täglich sprechen kann."

Häufig sind die neuen Frauen an der Seite von Politikern frühere Mitarbeiterinnen oder Kolleginnen — und deutlich jünger. 41 Jahre waren Helmut und Hannelore Kohl verheiratet. Im Juli 2001 beging die schwerkranke 68-Jährige Selbstmord. Sieben Jahre später machte Kohl Maike Richter zu seiner zweiten Ehefrau — eine langjährige Mitarbeiterin des CDU-Politikers. Franz Müntefering fand 16 Monate nach dem Krebstod seiner zweiten Ehefrau Ankepetra seine neue Partnerin in den Kreisen der SPD. Michelle Schumann war damals 29 und ebenfalls Mitglied der Sozialdemokraten. Sie hatte Müntefering, wie sie sagte, lange bewundert. 2009 heiratete die Journalistin den Ex-SPD-Vorsitzenden — seitdem hat die Ehe Bestand, über die anfangs viele wegen des Altersunterschieds von 40 Jahren tuschelten.

"Partnerschaften, die im Arbeitsumfeld geschlossen werden, sind oft sehr haltbar, denn es gibt bereits ein gemeinsames Thema, das verbindet", sagt Heiland. Gerade Politiker seien sehr mit ihrer Arbeit verbunden. "Sie haben jemanden in diesem Umfeld erlebt und entdecken eine emotionale Verbundenheit über die Arbeit hinaus", erklärt Heiland. Eine neue Partnerin zu haben, spende Trost nach einem schweren Abschied. Wohl auch deshalb sagte Schmidt, Ruth Loah sei ihm "eine große Hilfe". "Es ist klug von ihm, sich mit einer anderen Frau zu verbinden, sie macht das Leben wieder ein Stück leichter", meint Heiland.

Anders liege der Fall bei Joschka Fischer und Minu Barati, die seit 2005 verheiratet sind sowie bei Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht. Bei diesen beiden späten Lieben gehe es weniger darum, jemanden zu haben, der Trost spendet, sondern um eine "narzisstische Aufwertung", sagt Heiland. Lafontaine war 2009 an Prostata-Krebs erkrankt. 2011 machte er die Beziehung zu seiner Parteifreundin und der heutigen stellvertretenden Parteivorsitzenden der Linken, Sahra Wagenknecht, öffentlich. Sie habe ihm einen neuen Lebensschub gegeben, ist Heiland sicher.

Über "die zweite Liebe" schrieb Nicole 1995 ein Lied. "Denn ich mag es, wie du zum Leben stehst. Und ich will mit dir geh'n wohin du gehst", sang sie. Dieser Gedanke ist es wohl, der diese Paare eint.

(RP/csi)
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