Wahlkampf in Thüringen Die Schonfrist für Althaus ist vorbei

Erfurt (RPO). Fast vier Monate war Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus im politischen Abseits. Am Montag nimmt er nach 110 Tagen in Erfurt seine Amtsgeschäfte wieder auf - inklusive Pressekonferenz am Mittag und MDR-Sondersendung über den wahlkämpfenden Privatmenschen Althaus am Abend.

Das ist Dieter Althaus
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Der tragische Skiunfall am Neujahrstag soll nach dem Willen der Landes-CDU nur noch eine mediale Randnotiz sein. "Er ist fit für das Amt", sagt Regierungssprecher Fried Dahmen seit Tagen.

Das hört die Opposition im Thüringer Landtag gern. Schließlich war man seit Januar "mit angezogener Handbremse" gefahren. Auch im bereits angelaufenen Wahlkampf soll der Unfall auf der Piste in Österreich, bei dem Althaus ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit einer Hirnblutung erlitt, nicht ausgeschlachtet werden.

Aber der "Doppel-Dieter" im Fernsehen am Montag ist wie eine politische Steilvorlage. Von einem "Huldigungsfernsehen" wie zu DDR-Zeiten spricht der Spitzenkandidat der Linkspartei in Thüringen, Bodo Ramelow. Und die Grünen-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl, Astrid Rothe-Beinlich, fügt hinzu: "Die Zeit der Hofberichterstattung sollten wir eigentlich hinter uns gelassen haben."

Althaus will in der für den Abend geplanten Sendung über den Skiunfall und die Folgen, über Verantwortung für die Opfer, über Sport und Familie und über das Tagesgeschäft sprechen. Doch der mediale Einstieg stößt auf Kritik: "Das erinnert mich an die Fernsehbilder zu DDR-Zeiten, als die Medien dem Staatsratsvorsitzenden zu huldigen hatten", sagt Ramelow der "Leipziger Volkszeitung". Die Grünen kritisieren als außerparlamentarische Opposition "die einseitige Berichterstattung des Mitteldeutschen Rundfunks im Politikbereich".

Auch die Sozialdemokraten, neben der regierenden CDU und der Linken-Opposition die dritte Kraft im Landtag, wollen angesichts des Wahlkampfes ihre Zurückhaltung endlich aufgeben. Zehn Jahre ist die CDU schon in der Alleinregierung, sechs Jahre davon geführt durch Althaus. Das seien "sechs schlechte Jahre für Thüringen" gewesen, sagt der SPD-Landeschef Christoph Matschie der "Thüringer Allgemeinen" (Montagausgabe). Sie seien verbunden mit Kürzungen in der Bildung, niedrigen Löhnen, steigender Abwanderung und gescheiterten Strukturreformen. Mit Blick auf die Landtagswahl am 30. August mahnt er: "Wir brauchen den Wechsel."

CDU-Landessprecher Heiko Senebald will daher Althaus kämpfen sehen. Nein, sagt er, der Ministerpräsident werde wohl nicht dem Rat der Ärzte folgen, alles langsam anzugehen. In der "Mitteldeutschen Zeitung" vom Wochenende bringt er die neue Situation auf den Punkt: "Der Mitleidsbonus hat vielleicht Anfang des Jahres noch getragen - jetzt nicht mehr."

(DDP)
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