Duell in Rheinland-Pfalz Die Schöne und der Beck

Mainz (RP). Julia Klöckner (36, CDU), Parlamentarische Staatssekretärin im Verbraucherschutzministerium, wird bei der Wahl 2011 in Rheinland-Pfalz Ministerpräsident Kurt Beck (60, SPD) herausfordern. Und siehe da: Sie könnte dem bärtigen Landesvater gefährlich werden.

CDU-Politikerin Julia Klöckner im Porträt
10 Bilder

CDU-Politikerin Julia Klöckner im Porträt

10 Bilder

Ein guter Arbeitstag beginnt für Julia Klöckner mit "guter Laune". Nachdem in den vergangenen beiden Tagen in Rheinland-Pfalz festgezurrt wurde, was seit Tagen in der Gerüchteküche dampft, bekommt die junge CDU-Politikerin ihr breites Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Die 36-Jährige wird 2011 als Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz Kurt Beck (SPD), den dienstältesten Ministerpräsidenten, herausfordern.

Sie könnte dem bärtigen Landesvater gefährlich werden. Ein altgedienter rheinland-pfälzischer Staatssekretär formulierte es gestern so: Julia Klöckner werde Kurt Beck, dessen Landesregierung Verschleißerscheinungen aufweise, ungleich mehr Angst einjagen, als dies der Mainzer CDU-Fraktions- und Parteichef Christian Baldauf zu tun vermöge. Baldauf gilt als solider Landespolitiker, aber an seiner politischen Ausstrahlung hapert es.

Julia Klöckner, fleißig und karriere-orientiert ("Schlaf wird überschätzt") ist ebenso wie Beck bodenständig und volksnah. "Als Weinkönigin lernt man, mit "de Leut' zu schwätze", umschreibt sie ihre Lehrjahre, was Bürgernähe angeht. Mit 22 bereiste die Winzertochter aus Bad Kreuznach als deutsche Weinkönigin die Welt.

Anschließend setzte sie ihr Studium der Politikwissenschaften, katholischer Theologie und Pädagogik fort. Beim SWR ließ sie sich zur Journalistin ausbilden und übernahm dann bald die Chefredaktion des Weinfachblatts "Sommelier Magazin".

Diesen Job übt sie immer noch im Nebenberuf aus, obwohl sie mittlerweile in Berlin zur Parlamentarischen Staatssekretärin im Verbraucherschutzministerium aufgestiegen ist. In die Politik geriet die temperamentvolle Ex-Weinkönigin eher zufällig.

Zweimal ließ sich das damalige Mitglied der Jungen Union bitten, bevor sie 2002 einer Bundestagskandidatur für die CDU zustimmte. Im Gegensatz zu ihrem Konkurrenten Kurt Beck landete sie sicher auf dem glatten Berliner Parkett. Als Fachpolitikerin für Verbraucherschutz backte sie zunächst kleine Brötchen, vermied es anzuecken.

In ihrer zweiten Legislaturperiode im Bundestag zeigte sich die sehr gut aussehende Politikerin (eine Parlamentskollegin meinte neulich süffisant: "Die Kerle bei uns drehen sich nach ihr um, das müssten Sie mal sehen") zunehmend selbstbewusst, wetterte gegen Schummel bei Lebensmitteln und den gläsernen Verbraucher.

Lediglich bei der Bundespräsidentenwahl im Mai leistete sie sich einen Fauxpas. Sie war Mitglied der Zählkommission und verbreitete über den Internet-Dienst Twitter 15 Minuten vor der offiziellen Bekanntgabe des Ergebnisses: "Leute, Ihr könnt in Ruhe Fußball gucken. Wahlgang hat geklappt."

Während Klöckner, an der Angela Merkel politisch Gefallen gefunden hat, sich internetnah und modern gibt, ist sie bei ethischen Fragen als Konservative erkennbar. Beispielsweise bei Fragen der Spätabtreibung und zu Stammzellen vertritt sie kirchennahe Positionen unbedingten Lebensschutzes.

Wenn sie Rat sucht, wendet sie sich nach eigenen Worten an drei Männer: den Vater, den Lebensgefährten und einen homosexuellen Freund.

Besagter Ex-Staatssekretär ergänzte, Julia Klöckner verstehe es, frei zu sprechen und mehr einprägsam als intellektuell zu wirken: Sie pflege als Christdemokratin ein gutes Verhältnis zur Kirche, lasse sich jedoch von Prälaten nicht bevormunden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort