Gottesdienst im Hamburger Michel Die Republik trauert tief bewegt mit Helmut Schmidt

Hamburg · Tief bewegt hat Deutschland Abschied von Hannelore "Loki" Schmidt genommen. Rund 2200 Freunde, Wegbegleiter und Bürger besuchten die Trauerfeier im Hamburger Michel. Zum Abschluss der Feier spielten sich bewegenden Szenen ab. Helmut Schmidt, sonst für seine streng rationale Art bekannt, kamen die Tränen. Freunde zeigten sich besorgt um den Altkanzler.

November 2010: Helmut Schmidt trauert um seine Loki
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Der Bürgermeister der Hansestadt, Christoph Ahlhaus (CDU), würdigte die verstorbene Loki Schmidt als "großartige Persönlichkeit". Mit ihrer "klugen, begeisternden und immer unaufdringlichen Art" habe sie ihr "ganz eigenes Lebenswerk" geschaffen, mit dem sie Menschen in aller Welt begeistert habe, sagte Ahlhaus in seiner Ansprache.

Der frühere Bürgermeister der Hansestadt, Henning Voscherau (SPD), würdigte die verstorbene Gattin von Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) als "große Frau". "Jahrzehntelang gab sie ein Beispiel und wurde so zum Vorbild", sagte Voscherau in seiner Ansprache vor den etwa 2200 Trauergästen.

Zum Abschluss der Feier spielten sich bewegenden Szenen ab, als dem in der Öffentlichkeit für seine beherrschte Art bekannten Helmut Schmidt die Tränen kamen und er von Tochter Susanne getröstet wurde. Loki und Helmut Schmidt hatten sich zu Schulzeiten kennengelernt und waren rund 68 Jahre lang verheiratet. Das Paar galt als unzertrennlich. Voscherau, ein enger Freund der Familie Schmidt, bezeichnete die beiden in seiner Traueransprache als "eine Einheit". An Schmidt gewandt drückte er die Sorge aus, dieser könne sich in "Einsamkeit" zurückziehen und bat ihn darum, Hilfe von Freunden zuzulassen.

Die Trauerfeier begann am Mittag in der Hauptkirche St. Michaelis, die im Volksmund Hamburger Michel genannt wird. Zu Beginn des Traueraktes wurde die Jahrtausendglocke des Michel als Totenglocke geläutet. Die Ehefrau des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt (SPD) war am 21. Oktober im Alter von 91 Jahren in ihrem Haus im Hamburger Stadtteil Langenhorn gestorben.

"Wir sind unendlich traurig"

Altkanzler Helmut Schmidt trifft der Tod seiner Frau hart. Er nimmt in Begleitung seiner Tochter Susanne an der Trauerfeier teil. Der 91-Jährige ist gramgebeugt, sein Blick leblos. Auf seinen Gehstock gestützt sitzt er bei der Trauerfeier in der ersten Reihe. Mit der Hand fasst er sich manchmal ins Gesicht. Helmut Schmidt trägt zwei Eheringe. Ihm zur Seite steht Tochter Susanne. Dem Wunsch von Loki entsprechend wird als musikalische Begleitung die h-moll-Suite von Johann Sebastian Bach gespielt — ein durchaus ernstes Werk, aber mit seinen heiteren Elementen alles andere als eine typische Trauermusik.

Vor ihnen steht der helle Sarg. An dessen Seite ist Loki auf einem großen Schwarz-Weiß-Porträt zu sehen. Sie strahlt darauf, sieht aus wie das Leben. Die Aufnahme stammt offensichtlich aus den 70er Jahren. Vor ihrem Sarg liegt das Blumengesteck der Familie. "Wir sind unendlich traurig. Helmut, Susanne, Brian", ist darauf geschrieben. Brian ist der Mann von Schmidts Tochter Susanne, die bei ihrer Mutter war, als sie starb.

An diesem Tag trauert mit ihnen die ganze Republik. 600 geladenen Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft sind gekommen. Darunter sind Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Horst Köhler, Altkanzler Gerhard Schröder. Auch Prominente aus anderen Bereichen sind zahlreich vertreten. Schauspieler Hardy Krüger ist da, TV-Moderator Reinhold Beckmann, Fußball-Idol Uwe Seeler, der ehemalige Tagesschausprecher Wilhelm Wieben. Geladen waren auch alle ehemaligen Hamburger Bürgermeister und Senatoren sowie die Ehrenbürger der Hansestadt und Vertreter der Religionsgemeinschaften.

"Am Ende eine Ikone"

Sie alle fühlen mit Helmut Schmidt. Sie alle wissen, dass mit der 91-Jährigen eine Persönlichkeit gegangen ist, die ihre Generation geprägt hat. Helmut und Loki Schmidt galten als Vorbild, ihre Verbindung als "Jahrhundertliebe", wie es der "Stern" in seiner jüngsten Ausgabe schrieb. "Sie waren am Ende geradezu eine Ikone, nicht zuletzt wegen ihrer hanseatischen Art - zurückhaltend und gleichzeitig selbstbewusst, in der Rolle gewachsene Sozialdemokraten", beschreibt der ehemalige Kulturminister Michael Naumann die Bedeutung der Schmidts.

Einige Weggefährten aus der großen Zeit Helmut Schmidts mussten absagen. Dazu zählte etwa der frühere französische Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing, den mit Schmidt ein enges persönliches Verhältnis verbindet. Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger, der aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Hamburg kommen konnte, erinnerte als enger Freund der Schmidts in einem Fernsehinterview an die Verstorbene.

Ahlhaus hält die Trauerrede

Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) würdigte in einer Ansprache Loki Schmidt als "großartige Persönlichkeit". Mit ihrer "klugen, begeisternden und immer unaufdringlichen Art" haben sie ihr "ganz eigenes Lebenswerk" geschaffen, mit dem sie Menschen in aller Welt begeistert habe, sagte Ahlhaus in seiner Ansprache. Bei der Zeremonie sollten außer Ahlhaus auch Altbürgermeister Henning Voscherau (SPD) sowie der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Eduard Lohse, sprechen.

Die Beisetzung von Loki Schmidt soll nach Angaben einer Sprecherin des Hamburger Büros von Helmut Schmidt "im engsten Familienkreis" stattfinden.

(AP/AFP/pst)
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