Interview mit Familienministerin Schröder Die Rente mit 67 bleibt

Berlin (RP). Familienministerin Kristina Schröder (CDU) spricht im Interview mit unserer Redaktion über den Umgang mit einer alternden Gesellschaft. An der Rente mit 67 Jahren führe kein Weg vorbei, betont Schröder. Sie will die Beschäftigungsmöglichkeiten von älteren Menschen verbessern und ein neues, realistischeres Altersbild in den Köpfen verankern.

Kristina Schröder - die frühere Familienministerin
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Gibt es in unserer Gesellschaft eine Diskriminierung von Älteren? Wie kann man dagegen angehen?

Kristina Schröder Unsere Gesellschaft ist ja in vielen Bereichen sehr auf Jugendlichkeit fixiert - kein Wunder, dass das Alter nicht immer wertgeschätzt wird. Ein weiterer Grund sind sicher auch die immer noch vorherrschenden Bilder vom Alter, die oft von Verfall und Krankheit geprägt sind. Das zeigt übrigens der 6. Altenbericht, den wir gerade vorgelegt haben, ganz deutlich.

Dabei sind diese negativen Bilder inzwischen vielfach falsch: Ältere Menschen sind heute überwiegend so fit, gesund und aktiv wie noch nie eine Generation vor ihnen. Entscheidend ist daher, dass wir ein neues, realistischeres Altersbild in den Köpfen verankern. Der Altenbericht macht dazu konkrete Vorschläge, wie zum Beispiel Regulierungen auf mögliche Altersdiskriminierung hin zu überprüfen.

Wie lässt sich die Arbeitswelt seniorengerecht gestalten - brauchen die Unternehmen Programme, die Stühle, Computer und Telefone stärker auf die Bedürfnisse von Senioren ausrichten?

Kristina Schröder Wir wissen aus einer aktuellen Studie, dass die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes gerade für ältere Beschäftigte sehr wichtig ist. Andererseits ist das natürlich auch eine Anforderung an alle Arbeitsplätze, auch die jüngerer Menschen. Und wo wir von Computern und Telefonen sprechen: Grundsätzlich haben die Unternehmen in Deutschland die Möglichkeiten der "Silver Economy" also des Marktes für seniorengerechte Produkte und Dienstleistungen, noch nicht wirklich erkannt. Hier gibt es große wirtschafliche Chancen, und andere Länder sind da schon deutlich weiter.

Brauchen wir eine Altenquote in Unternehmen, um die Rente mit 67 verwirklichen zu können? Oder wie wäre es für Steuererleichterungen für Unternehmen, die besonders seniorenfreundlich sind?

Kristina Schröder Nein. Ich bin Quoten gegenüber eher skeptisch. Schon heute gibt es in einigen Branchen einen Fachkräftemangel, der gerade auch den älteren und erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugute kommt und auch in Zukunft weiter helfen wird. Außerdem erkennen immer mehr Unternehmen, dass sie von der Erfahrung und Kompetenz älterer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen profitieren. Deutschland hat ja das EU-Ziel, die Erwerbstätigenquote der über 55-Jährigen bis 2010 auf mindestens 50 Prozent zu erhöhen, bereits im Jahr 2007 überschritten.

Von dieser Entwicklung profitieren gerade auch die Erwerbstätigen zwischen 60 und 65 Jahren. Deren Erwerbstätigenquote hat sich seit 2000 nahezu verdoppelt und liegt aktuell bei rund 40 Prozent. Daher bin ich auch skeptisch, was Steuererleichterungen für seniorenfreundliche Unternehmen angeht. In Zeiten strenger Haushaltskonsolidierung ist das nicht realistisch. Zudem haben schon heute viele Untenehmen verstanden, dass es sich — auch ohne staatliche Hilfe — für sie durchaus rechnet, ihre Belegschaft altersgemischt aufzustellen und besondere Angebote für Ältere zu machen. BMW z.B. ist auf diesem Gebiet sehr erfolgreich und hat schon heute eine hohe Quote älterer Beschäftigter.

Haben Sie Verständnis für die Menschen, die sich nicht zutrauen bis 67 zu arbeiten?

Kristina Schröder Wir müssen da genau hinschauen: Sicher ist es gerade für schwer körperlich arbeitende Menschen nicht einfach, später in Rente zu gehen. Andererseits führt kein Weg an der Rente mit 67 vorbei. Wir brauchen deshalb konkrete Angebote zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Und natürlich hilft es auch den Beschäftigten selbst, z.B. durch Gesundheitsvorsorge in die eigene Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit zu investieren.

Außerdem müssen wir uns davon verabschieden, dass jeder Beschäftigte 40 Jahre lang genau dieselbe Tätigkeit ausüben muss. Wer in jungen Jahren körperlich hart gearbeitet hat, kann sich im Alter besonders in der Ausbildung engagieren oder Bürotätigkeiten übernehmen.

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