War der Iran Ziel des Wurms Stuxnet? Die politische Macht von Computerviren

Teheran (RPO). Es klingt wie das perfekte Drehbuch für einen Hollywood-Film: Geheimdienste schaffen einen gefährlichen Computervirus, um fremden Mächten zu schaden. Nun gibt es Berichte, dass dem Iran genau das passiert sein könnte. Was auch immer davon stimmt, fest steht eines: Hacker-Angriffe werden immer häufiger. Und so wird es nicht mehr lange dauern, bis auch Regierungen das für sich nutzen.

 Die Regelung betrifft 128.000 Beschäftigte in Deutschland.

Die Regelung betrifft 128.000 Beschäftigte in Deutschland.

Foto: AP, AP

Er heißt "Stuxnet", wird per USB-Stick übertragen und kann sowohl Daten ausspionieren als auch Steuerungssysteme angreifen. Im Juli berichtete der Siemens-Konzern von dem Computer-Virus, der die Industrie-Systemsoftware von Kunden des Unternehmens attackiere. Nun wollen Experten herausgefunden haben, dass der Iran Ziel der Attacke war - und vielleicht sogar Geheimdienste dahinter stecken könnten.

Laut mehreren Medienberichten glauben die Experten, dass das iranische Kraftwerk Buschehr das eigentliche Ziel der Attacke sei. Denn dieses verwende Siemens-Software. Dieser Ansicht ist etwa der Hamburger IT-Unternehmer Ralph Langner, der davon spricht, dass vor allem der Iran Opfer der Virenattacken war. Und der Chaos Computer Club erklärte in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", eine Uran-Anreicherungsanlage in dem Land sei das Ziel gewesen.

Beispiel Conficker

Was nun tatsächlich stimmt, wird man kaum herausfinden. Zu selten wird entdeckt, wer gerade mit einem Virus Chaos in der Netzwelt anrichtet, zu verworren sind die Wege im weltweiten Netz. Aber dass Computerviren eine immer größere Rolle spielen in einer Welt, die zunehmend digital vernetzt ist, ist Realität.

So agieren Hacker geschickt, um mit Würmern oder Trojaner nicht nur private Internetnutzer zu ärgern, sondern auch Unternehmen damit zu schädigen. Und so scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis sich Staaten oder Geheimdienste solchen Wissens annehmen, um politische Ziele durchzusetzen oder "Feinden" zu schaden. Der Kalte Krieg ist vorbei, der Cyber-Krieg steht quasi schon vor der Tür.

Das hat zum Beispiel der Wurm Conficker gezeigt, der Anfang vergangenen Jahres Millionen Rechner infizierte. Auch hier brauchte es nur einen verseuchten USB-Stick, und Unternehmen hatten wochenlang mit ausgefallenen Systemen und gestörten Internetverbindungen zu kämpfen.

Attacken auf Armeen

Conficker machte auch deutlich, dass auch ranghohe Stellen nicht vor solchen Angriffen gefeit sind - egal, wie gut ihre Netzwerke geschützt sind. So griff der Wurm zahlreiche Computer von Armeen an. Die französische Marine war etwa von der Attacke betroffen, aber auch bei der Bundeswehr wurden hunderte Computer infiziert. Und in Großbritannien waren die Soldaten tagelang durch den Wurm von der Außenwelt abgeschnitten.

Und so sieht auch der stellvertretende Verteidigungsminister der USA, William Lynn in einem Gastbeitrag im "Handelsblatt" in Computerviren eine wesentliche Gefahr gerade für militärische Einrichtungen. Er schreibt: "Die militärische Infrastruktur besteht aus 15.000 Netzwerken und sieben Millionen Computern. Gegner, die dort eindringen, können wertvolle Informationen über Waffen und Operationspläne gewinnen, sie können die Streikräfte teilweise lahmlegen und die amerikanische Wirtschaft beeinträchtigen."

Genau deshalb wird es für die Staaten der Welt immer wichtiger werden, Strategien gegen Angriffe im Netz zu entwickeln. Und zwar möglichst gemeinsam mit der Industrie. Denn die Gerüchte um "Stuxnet" und den Iran zeigen eines: Wirtschaft und Politik sind durch das weltweite Internet enger miteinander verzahnt als noch vor wenigen Jahren.

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