Nach 16 Jahren Die Mauer in den Köpfen bröckelt

Münster (rpo). Eine Studie der Universität Münster macht Hoffnung: 16 Jahre nach der Wiedervereinigung fängt die Mauer in den Köpfen der Deutschen endlich an zu bröckeln. Jedoch stellten die Forscher auch fest, dass das Interesse an der jeweils anderen Seite abnimmt. Dabei gibt es viele Unterschiede zwischen Ossis und Wessis zu entdecken.

Vor 42 Jahren: Bau der Berliner Mauer
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Vor 42 Jahren: Bau der Berliner Mauer

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Foto: AP

16 Jahre nach dem Fall der Mauer definieren sich Ost- wie Westdeutsche noch immer über ihre Herkunft aus den beiden Teilen Deutschlands. Untersuchungen der Sozialpsychologin Professor Ursula Piontkowski von der Universität Münster zeigen jedoch, dass die Unterschiede in der jüngeren Generation geringer werden.

Für die Studie befragte das Forscherteam rund 200 Ost- und Westdeutsche. Dabei konnten Piontkowski und ihre Mitarbeiter nachweisen, dass die Mauer in den Köpfen wohl nicht ewig bestehen bleiben wird. Untersucht wurden nicht nur die Wertvorstellungen, sondern auch die Unterschiede zwischen den Generationen.

Über alle Altersklassen hinweg legen Westdeutsche größeren Wert auf ein angenehmes Leben, Freiheit, Wohlstand, soziale Anerkennung und Macht als Ostdeutsche. Diese dagegen betonen Gleichheit, Selbstachtung, Freundschaft und Hilfsbereitschaft, soziale Gerechtigkeit und Bescheidenheit.

In der Gruppe der Unter-30-Jährigen, also jener Menschen, die kaum oder gar nicht in der DDR sozialisiert worden sind, unterscheiden sich dagegen nur noch ein oder zwei Wertvorstellungen. "Junge Ostdeutsche finden materielle Werte wichtiger als ihre Eltern und Großeltern, junge Westdeutsche hingegen messen sozialen Werten eine stärkere Bedeutung zu", erläutert Piontkowski.

Allerdings habe auch die Tendenz zugenommen, sich voneinander abzugrenzen. "Es gibt drei Wege, mit der Unterschiedlichkeit von Kulturen umzugehen", erklärt Piontkwoski. Man könne die Differenzen akzeptieren, versuchen, andere Kultur zu assimilieren oder sich vom anderen abgrenzen. Während in der vorangegangenen Studie von 1999 Ost- wie Westdeutsche noch bereit waren, die Unterschiede zu akzeptieren und sie nebeneinander bestehen zu lassen, sprechen sich zehn Jahre später deutlich mehr für eine Separation aus.

"Wir können nicht genau erklären, woran das liegt. Zum einen macht die jüngere Generation nur ein Drittel der Gesamtbevölkerung aus. Zum anderen kann es auch sein, dass es salonfähig geworden ist, sich für eine Abgrenzung auszusprechen", vermutet Piontkowski. Neugierde und Interesse an der jeweils anderen Seite haben demnach im Lauf der Zeit abgenommen. Trotzdem ist sie zuversichtlich, dass sich die Unterschiede verwischen werden: "Es wird einige Zeit dauern, aber es wird kommen."

(afp2)
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