Neue Energie-Einspar-Vorschriften Die Koalition macht das Bauen teurer

Berlin · Bauen wird in Deutschland künftig noch teurer. Die Bundesregierung verschärft die Energie-Einspar-Vorschriften für Neubauten. Auf die Investoren kommen ab 2014 Mehrkosten zu. Nachtspeicheröfen in größeren Gebäuden sind ab 2020 verboten.

Die Bundesregierung führt im kommenden Jahr für Neubauten strengere Energie-Einspar-Vorschriften ein: Bauherren sind verpflichtet, den Energiebedarf ihrer Gebäude ab 2014 um 12,5 Prozent und ab 2016 um weitere 12,5 Prozent zu senken.

Das sieht die neue Energieeinsparverordnung ("Enev 2012") vor, die das Kabinett am kommenden Mittwoch verabschiedet. Die Anhebung der Energiestandards werde den jährlichen Investitionsaufwand um etwa 234 Millionen Euro erhöhen, heißt es im jüngsten "Enev"-Entwurf, der unserer Zeitung vorliegt. Immobilienverbände rechnen sogar mit Mehrkosten in Milliardenhöhe.

Auf die Gebäudenutzung entfallen 40 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs. Die "Enev 2012" soll helfen, den Wärmebedarf bis 2020 um 20 Prozent zu reduzieren. Eigentümer bestehender Gebäude werden jedoch verschont: Für den Gebäudebestand sieht die Regierung keine schärferen Regeln vor.

Der Bundestag soll die Neuregelungen noch vor der Sommerpause beschließen, doch ist mit Widerstand im Bundesrat zu rechnen. In Kraft treten werde die "Enev 2012" daher frühestens im ersten Quartal 2014, hieß es in Regierungskreisen.

Dreifach Verglasungen

Um die Ziele zu erreichen, haben Bauherren und Planer zwar weitgehend freie Hand. Fachleute gehen aber davon aus, dass vielerorts über 16 Zentimeter dicke Styroporhüllen an Gebäuden notwendig werden. Zudem müssten Neubauten häufiger dreifach verglast werden. Länderbehörden sollen die Einhaltung der Standards künftig bei Stichprobenkontrollen vor Ort überprüfen.

Immobilienverbände warnen vor den Folgen der höheren Kosten. "Die ,Enev' wird die Baukosten eindeutig weiter verteuern. Dadurch wird das Problem steigender Wohnungsmieten gerade im unteren und mittleren Segment noch größer", sagte Katharina Burkardt, Sprecherin des Bundesverbandes der Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW).

Nach einer GdW-Schätzung droht ein Kostenanstieg um etwa fünf Prozent. Bei Neubau-Investitionen von derzeit rund 30 Milliarden Euro pro Jahr fielen demnach bald 1,5 Milliarden Euro zusätzlich an.

Auch die Bundesregierung geht von "Mehrkosten pro Wohngebäude von bis zu etwa 1,7 Prozent" aus, wie es im Entwurf heißt. Die Mehrkosten könnten im Einzelfall höher, aber auch bei null liegen, hieß es dazu in Fachkreisen. Auch die neue "Enev" verbietet ab 2020 Nachtspeicheröfen in Gebäuden mit über sechs Wohneinheiten. Es gibt aber eine Reihe von Ausnahmen.

(mar)
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