Zehn Punkte weniger im Deutschlandtrend Die Kanzlerin verliert an Ansehen

Berlin (RPO). Sparpläne, Euro-Krise, Gesundheitsreform - die Liste der Streitigkeiten in der Berliner Koalition ist lang. Und die wirken sich in letzter Zeit vermehrt negativ auf die Beliebtheit von Schwarz-Gelb aus. Stabilisierender Faktor war da bisher die Bundeskanzlerin. Doch nun leidet laut einer aktuellen Umfrage auch Angela Merkels Ansehen stark.

Die beliebtesten Politiker im Monat Mai
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Zwar zählt die CDU-Chefin mit Platz drei immer noch zu den beliebtesten Politikern der Bundesrepublik. Allerdings verlor sie im aktuellen ARD-Deutschlandtrend gegenüber dem Vormonat ganze zehn Punkte und erreicht nur noch eine Zustimmung von 48 Prozent.

Auch für die schwarz-gelbe Koalition gab es einen Tiefschlag: Nur noch 20 Prozent sind mit deren Arbeit zufrieden. Kein Wunder, sind es doch vor allem personelle Fragen, die die Diskussion in letzter Zeit beschäftigt haben. Da ist der Rücktritt des hessischen CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch und die Frage nach einem neuen CDU-Bundesvize. Da ist die Diskussion um FDP-Chef Guido Westerwelle, dem nahegelegt wurde, sich nach dem NRW-Wahldebakel endlich auf sein Amt als Außenminister zu konzentrieren. Da ist die Sorge um den Gesundheitszustand von Finanzminister Wolfgang Schäuble.

Ständiger Streit bei Sachthemen

Geht es um Sachthemen, dann scheint sich die Koalition nie einigen zu können. Jedes Thema, das neu aufkommt, provoziert Streit zwischen CDU und FDP, aber auch innerhalb der Union. Kopfpauschale, Steuern, Sparpläne, Hartz IV sind dabei nur einige Schlagworte. Angela Merkel bleibt derweil bei ihrer altbekannten Strategie: Sie hält sich zurück und wartet ab. Lediglich beim Streit um Steuersenkungen sprach sie schließlich ein Machtwort und schloss diese erst einmal aus.

Dabei sah es für die Kanzlerin trotz ihres Prinzips des Abwartens in den Umfragen früher schon einmal wesentlich besser aus. So etwa im Jahr 2007 zu Zeiten der Großen Koalition. Bei einer Direktwahl hätten sich ganze 60 Prozent der Bürger für sie entschieden. Nach ihrem Amtsantritt 2005 stürmte sie sogar an die Spitze der beliebtesten Politiker. 59 Prozent waren nach dem damaligen Deutschland-Trend mit ihrer Arbeit zufrieden.

Dass sie ihre Berliner Kollegen nicht zügelt, scheint nicht nur ihrem Ansehen bei der Bevölkerung geschadet haben. Denn auch innerhalb der Koalition genauso wie in der Opposition mehren sich Stimmen über die fehlende Führung durch Angela Merkel. Und das spiegelt sich auch in der Umfrage wieder. Denn 58 Prozent sprachen sich gegen eine Fortsetzung von Schwarz-Gelb und für die Große Koalition aus.

Mission Euro-Rettung

Doch die Kanzlerin hat im Moment auch ganz andere Sorgen als die Streitigkeiten ihrer Kabinettskollegen. Denn sie ist derzeit vor allem in einer Mission unterwegs - den Euro zu retten. Sie jagt von einem EU-Gipfel zum nächsten, macht Vorschläge zur Stabilisierung der Gemeinschaftswährung, setzt sich in der Europäischen Union durch und muss dann diese Entscheidungen auch noch im eigenen Land rechtfertigen.

Immer wieder betont sie, wie wichtig die Stabilisierung der Gemeinschaftswährung ist, vermittelt zwischen den europäischen Partnern. Und so ist Angela Merkel auch zum Gesicht der Euro-Rettung geworden. Doch im eigenen Land kann sie damit nicht punkten.

Denn der aktuelle Deutschlandtrend zeigt auch, dass nur ein Drittel der Deutschen (34 Prozent) der Meinung ist, dass "die Bundesregierung in der Euro-Krise bislang die richtigen Entscheidungen getroffen hat". Und knapp zwei Drittel der Bundesbürger sprechen sich sogar gegen den Euro-Rettungsschirm und die Beteiligung Deutschlands daran aus.

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