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Wer gern für Veranstaltungen gebucht wird Die heimlichen Stars im Wahlkampf

Berlin · Nicht alle Politiker, die auf Bühnen für den Bundestagswahlkampf gebucht werden, müssen Spitzenkandidat sein.

Mitte August ist endgültig Schluss mit den bereits durch NSA-Affäre und "Euro Hawk"-Untersuchungsausschuss stark eingeschränkten Erholungschancen für Deutschlands Politiker. Dann beginnt auf breiter Front der Wahlkampf. Vor allem die knapp 50 bundesweiten Großkundgebungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die zahlreichen Veranstaltungen ihres Herausforderers Peer Steinbrück (SPD) rücken in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Merkel startet am 8. September mit einem Auftritt in Düsseldorf in die "heiße Phase".

Doch neben den Spitzenkandidaten gibt es in allen Parteien heimliche Stars, die von den Parteifreunden besonders gerne gebucht werden. Sei es, weil sie rhetorisch besonders gut, humorvoll oder schlicht an der Basis beliebt sind. Bei der SPD rangieren deshalb weniger der Kanzlerkandidat Peer Steinbrück oder Parteichef Sigmar Gabriel, sondern die beliebten sozialdemokratischen Frauen Malu Dreyer und Hannelore Kraft oben auf der Attraktivitätsskala. In den beiden Landtagswahlkämpfen in Bayern und Hessen wird NRW-Regierungschefin Kraft beispielsweise jeweils einige Dutzend Termine absolvieren. Auch aus anderen Bundesländern kommen Dutzende Anfragen für einen Kraft-Auftritt im Bundestagswahlkampf. Ähnlich gilt das für Malu Dreyer, die unprätentiöse neue Regierungschefin in Rheinland-Pfalz.

Grüne und CDU

Bei den Grünen avanciert die bei der Aufstellung der Spitzenkandidaten noch übergangene Parteichefin Claudia Roth zur Wahlkampfhoffnung. Roth ist bundesweit mehr gefragt, als sie selbst an Auftritten unterbringen kann. Wenn es darum geht, Grünen-Stimmen durch Emotionalisierung und knackige Botschaften zu mobilisieren, ist Roth nach Ansicht von weit mehr als 100 Bezirks-, Stadt- und Gemeindeverbänden die richtige Frontfrau. Der knorrige baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist der andere grüne Überraschungsmann im Wahlkampf. Sein Terminkalender ist voll mit Gesprächsrunden und Auftritten von Hamburg bis Passau.

Zwei Frauen rangieren in der CDU gleich hinter der populären Kanzlerin Angela Merkel als Top-Rednerinnen. Zwar wird in der Parteiführung über die Alleingänge und die Starrsinnigkeit von Arbeitsministerin und Vize-Parteichefin Ursula von der Leyen geschimpft. Als Wahlkämpferin aber ist sie heiß begehrt. Rund 200 Anfragen für Auftritte sind bei ihr eingegangen. Rund die Hälfte kam von Abgeordneten, die ihren eigenen Wahlkampf an der Seite der Ministerin attraktiver machen wollen. Unter den bislang fest geplanten 80 Auftritten ist eine ganze Reihe von Betriebsbesichtigungen. Von der Leyen wird daneben die TV-Sender bespielen und hat schon acht Auftritte in Wahlsendungen und Talkshows zugesagt. Die neu ins Amt gewählte CDU-Vize Julia Klöckner ist ebenfalls republikweit beliebt. Alleine aus Baden-Württemberg und Hessen liegen 50 Bitten um Besuche vor. Die 40-jährige frühere Weinkönigin verbindet Charme und Humor mit Schlagfertigkeit — eine gute Mischung für einen erfolgreichen Wahlkampf, zumal jüngere Frauen in Spitzenfunktionen der Union nicht eben zahlreich vertreten sind.

Wenn die Wahlkampfanfragen Gradmesser für Popularität sind, dann hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) die Drohnenaffäre kaum geschadet. Auch er wird an über 100 Orten kreuz und quer durch Deutschland als Redner gewünscht. Viele Bitten erreichten ihn noch nach dem Ausbruch der "Euro Hawk"-Krise, wie aus der CDU-Führung zu hören ist.

Überraschung bei der FDP

Bei der FDP mausert sich der vor zwei Jahren noch als Vorsitzender von Philipp Rösler verdrängte Guido Westerwelle zum Wahlkampfschlager. Der Außenminister und Spitzenkandidat der NRW-FDP tritt alleine in seinem Heimatland 30 Mal auf. Außerhalb der Landesgrenzen wurde der Ex-FDP-Chef für rund 40 weitere Kundgebungen gebucht. Westerwelle sei "heiß auf den Wahlkampf", heißt es im NRW-Landesverband. Auf der Bühne sei Westerwelle "wieder ganz der Alte".

Neben Westerwelle kann sich bei den Liberalen auch Gesundheitsminister Daniel Bahr mit über 100 Veranstaltungen nicht über mangelndes Interesse beklagen. Der Minister aus dem westfälischen Münster ist zwar in der Öffentlichkeit nicht mehr so präsent, nachdem er auf dem Parteitag bei den Präsidiumswahlen eine heftige Niederlage einstecken musste. Als exzellenter Redner ist Bahr aber "auch jenseits des Münsterlands gefragt", heißt es stolz in seinem Umfeld.

(brö/mar/may-/rl/qua)
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