Spitzenkandidatin Katja Suding Die FPD feiert ihr neues Gesicht

Hamburg (RPO). Mit ihrer Spitzenkandidatin Katja Suding ist der FDP bei der Hamburger Bürgerschaftswahl der langersehnte Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde gelungen. Dabei war die 35-Jährige bis vor kurzem für die meisten Hamburger völlig unbekannt. Vielleicht lag gerade darin ihre Chance.

Das ist Katja Suding
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Mit ihrem Erfolg hat die 35-jährige Katja Suding nicht nur die hanseatischen Liberalen nach Jahren der Bedeutungslosigkeit zurück in das Landesparlament geführt. Auch erhoffen sich die Berliner Parteikollegen von der ersten von sieben Landtagswahlen in diesem Jahr eine bundesweite Trendwende nach zuletzt desaströsen Umfragewerten. Dabei war die Rechnung für Suding so einfach wie schwer zugleich: Gewinnt sie bei der Bürgerschaftswahl, gewinnt auch ihr angeschlagener Bundeschef Guido Westerwelle.

Kein Wunder, dass der angeschlagene Parteichef am Wahlabend strahlt, als er vor seine Anhänger tritt. Die Hamburger FDP ist erstmals seit sieben Jahren wieder in der Bürgerschaft vertreten. Zudem hat die Partei jetzt in allen Bundesländern Sitze in den Parlamenten - erstmals seit der Wiedervereinigung. Nach seiner Rede gönnt er sich sogar ein Bier. Ein wenig Entspannung nach einem schweren Jahr 2010 für den 49-Jährigen.

Auch Katja Suding präsentierte sich "glücklich" und "froh" nach der Prognose am Abend. Die attraktive Brünette hat ihr "ganz klares Ziel" erreicht und könnte sich ferner in die Riege der ambitionierten Nachwuchspolitiker ihrer Partei einreihen.

Immerhin hatte die Hamburger FDP nach Jahren der Selbstzerfleischung mit der Kommunikationsberaterin einen Neuanfang gewagt, um nach sieben Jahren wieder den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen. Als haushalts- und finanzpolitische Sprecherin war Suding zuvor nur eingefleischten Kennern der hanseatischen Politik ein Begriff.

Ein politisch unbeschriebenes Blatt

Suding ist für die Öffentlichkeit noch ein unbeschriebenes Blatt, doch vielleicht lag genau darin ihre Chance: Immerhin strahlte sie die innerparteilichen Querelen mit ihrem Lächeln beiseite und stellte sich im Wahlkampf dem rasant gestiegenen Interesse an ihrer Person. Die zweifache Mutter präsentierte sich dynamisch und unbelastet, ließ sich im knallgelben Friesennerz mit wehendem Kurzhaarbob ablichten und sammelte fleißig mediale Titel wie "Westerwelles next Topmodel" oder die "neueste Waffe der Liberalen". Zudem verhielt sich die Newcomerin inhaltlich geschickt, zog sowohl Schwarz-Gelb als auch Rot-Gelb nach der Wahl in Erwägung.

"Ein Schritt nach dem anderen"

Am 30. Dezember 1975 im niedersächsischen Vechta geboren, wollte Suding als Kind Lehrerin werden, studierte jedoch Kommunikations- und Politikwissenschaft sowie Romanistik und ist heute Kommunikationsberaterin. Einen festen Karriereplan hatte die verheiratete Politikerin nicht. Sie sei jemand, der seine Chancen erkenne und zugreife, gestand sie vor der Wahl im dapd-Interview. "Ein Schritt nach dem anderen, deshalb fühlt es sich auch alles gut an", erklärte die Mutter von zwei Söhnen im Alter von sechs und acht Jahren, die seit 1999 in Hamburg lebt.

Weil sie zunächst Beruf und Familie unter einen Hut bringen wollte, ließ sich Suding mit dem parteipolitischen Engagement Zeit und trat erst vor fünf Jahren in die FDP ein. Eine Alternative hat es für sie dabei nie gegeben, denn "so lange ich politisch denken kann, war mir die liberale Idee nah". In keiner anderen Partei als der FDP könnte sie sich wiederfinden, sagte die 35-Jährige, die beim Joggen und Lesen englischsprachiger Krimis entspannt. Sie mag die Thriller-Autoren Jussi Adler-Olsen und Dan Brown.

Suding war sich ihrer großen politischen Verantwortung bewusst, auch wenn sie sich den Druck in den vergangenen Wochen kaum anmerken ließ. Stattdessen gelang es ihr, die Aufmerksamkeit in der Hansestadt auch wieder auf die Liberalen zu lenken.

Und nicht nur in der Hansestadt. Nach einem Allzeithoch der Liberalen bei der Bundestagswahl 2009 von über 14 Prozent ging es für die FDP in den Umfragen danach deutlich nach unten. Zeitweise dümpelte die Partei bei unter fünf Prozent in den Umfragen. Den Liberalen wurde Klientelpolitik vorgehalten und die Schuld wurde bei ihrem Vorsitzenden gesucht.

Nun kann sich Westerwelle im Lichte von Sudings Erfolg sonnen. Der 35-Jährigen ist es immerhin gelungen, die Partei nach sieben Jahren der Bedeutungslosigkeit wieder ins Parlament zu bringen. Die FDP habe aus dem, "was nicht funktioniert hat", gelernt, sagt Westerwelle stolz in der Bundesgeschäftsstelle. "Wir haben neu angefangen." Westerwelle betont, dass dies Lernen auf Nachhaltigkeit ausgelegt ist. Die Partei werde sich jetzt nicht ausruhen, "sondern anpacken".

(apd/rm)
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