FDP-Politiker Volker Wissing im Interview "Die FDP muss nur wieder glaubwürdig werden"

Berlin · Der rheinland-pfälzische FDP-Politiker Volker Wissing, der beim Parteitag in Berlin zum Beisitzer im Präsidium gewählt wurde, spricht im Interview mit unserer Redaktion über den neuen Parteichef Christian Lindner, den Neustart seiner Partei und die außerparlamentarische Opposition.

 Volker Wissing wurde beim FDP-Parteitag zum Beisitzer im Präsidium gewählt.

Volker Wissing wurde beim FDP-Parteitag zum Beisitzer im Präsidium gewählt.

Foto: dpa, Thomas Frey

Was kann die Bundes-FDP von den rheinland-pfälzischen Liberalen lernen?

Wissing Sie kann lernen, dass man nur im Team schwierige Situationen meistert. Man braucht eine klare Führung und man braucht Nerven, denn aus dem Tal kommt man nicht so schnell wieder auf den Berg. Man braucht viel Kondition.

Wie viele Neustarts braucht die FDP denn noch?

Wissing 2011 war der Neustart mit der neuen Führung unter Philipp Rösler missglückt. Die FDP war damals nicht wirklich frei für einen personellen Neuanfang. Jetzt kann das besser gelingen. In der außerparlamentarischen Opposition ist man freier. Man muss keine Rücksicht auf Ämter und Posten nehmen.

Ist Christian Lindner der Richtige für diesen Neuanfang, wenn ihn nur knapp 80 Prozent der Delegierten wählen?

Wissing Eindeutig ja. Er hat genau den richtigen Ton getroffen und einen klären Führungsauftrag.

Muss man in der APO mit dem Florett oder mit der Machete kämpfen?

Wissing Mir ist die Position von Christian Lindner sympathisch, sich breit aufzustellen. Man muss Florett und Machete zu führen wissen. Es ist vor allem wichtig, dass jeder in der Führung mitarbeitet und sich nicht als kritische Stimme von außen zu Wort meldet.

Welche Richtung schlägt die FDP jetzt ein?

Wissing Sie ist einfach durch und durch eine liberale Partei, sie ist nicht konservativ, sie ist nicht links. Sie muss sich auch nicht neu erfinden, sondern nur wieder glaubwürdig werden. Wir dürfen nicht nur mit unseren Kernthemen wie Steuern, für das ich ja auch stehe, kämpfen. Wir wurden mal für unsere Bildungspolitik geschätzt. Das muss wieder gelingen. Wir müssen uns um die Themen kümmern, über die die Leute am Frühstückstisch reden.

Wie wollen Sie sich künftig in der Euro-Rettungspolitik von CDU und SPD unterscheiden?

Wissing Die FDP hat in den vergangenen vier Jahren wichtige Weichenstellungen für Europa erreicht. Wir haben dafür gesorgt, dass die Bankenaufsicht gestärkt wird und dass es nur Hilfen für die schwachen Länder gibt, wenn sie auch Reformen machen. Wir haben viele Kinder in Deutschland aus Hartz IV geholt. Arbeit in Deutschland teurer zu machen und damit Beschäftigung zu gefährden wie es jetzt die Große Koalition plant, das ist eine einzige Katastrophe.

Die Wähler sahen das offenbar anders. Hat die Partei bei diesem Parteitag genug Selbstkritik geübt?

Wissing Philipp Rösler hatte es sicher nicht einfach in den vergangenen zwei Jahren. Es muss keiner die ganze Schuld allein auf sich nehmen. Die Stimmung muss und wird sich wieder ändern.

Das Interview führt Rena Lehmann.

(jco)
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