Kanzlerin Merkel spricht über ihre Vergangenheit "Die FDJ war Teil des Systems der DDR"

Berlin · Bundeskanzlerin Merkel (CDU) verspürte im Interview mit einem Magazin keinen Nachholbedarf bei der Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit. "35 Jahre DDR sind Teil meines Lebens", sagte die Kanzlerin.

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"Das öffentliche Interesse an meiner Person und meiner Lebensgeschichte gehört auch zu meinem Amt — ich finde es sehr verständlich", so Merkel im Interview mit dem Stern. Dabei vermeidet sie es freilich, in die aktuelle Diskussion über ihre Rolle in der DDR einzusteigen. "Gerade in Wahlkampfzeiten erscheinen nun einmal einige Bücher über mich. Ich habe sie nicht zu bewerten", so die Kanzlerin.

"Ich habe ja immer wieder und auch durchaus gerne über mein Leben in der DDR erzählt", sagt sie freimütig. Sie empfinde es überhaupt nicht so, dass sie ungern über ihre ostdeutsche Vergangenheit rede. Dabei komme es auf Einordnung an, sagte Merkel etwa mit Blick auf ihre Mitgliedschaft in der Nachwuchsorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ). "Die FDJ war Teil des Systems der DDR, ja, aber sie war auch ein Raum für gemeinschaftliche Unternehmungen, für Theaterbesuche und Diskussionen in der Gruppe."

Zu ihrer Zeit in der FDJ verwies Merkel erneut auf ausführliche Antworten in einem Interview-Buch des Journalisten Hugo Müller-Vogg von 2004. "Neues habe ich da nicht beizusteuern." Merkel hat immer gesagt, dass sie an der Akademie der Wissenschaften in Berlin als Kulturbeauftragte der FDJ tätig war.

In dem aktuellen Buch "Das erste Leben der Angela M." zitieren die Autoren einen früheren Sekretär von Merkels FDJ-Gruppe mit den Worten: "Angela Merkel war Sekretärin für Agitation und Propaganda." Dies war auch früher schon berichtet worden.

Beim Umgang mit der Vergangenheit in Ost- und Westdeutschland sprach sich Merkel für Einfühlungsvermögen und Verständnis für den geschichtlichen Zusammenhang aus. "Ich beispielsweise habe eine Weile gebraucht, bis ich das Lebensgefühl und die Bedeutung der 68er- Generation in Westdeutschland einigermaßen nachvollziehen konnte."

(dpa/pst/csi)
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