Bundesparteitag am Mittwoch Die CDU ringt um ihr Familien-Image

Berlin · Beim Bundesparteitag der CDU am Mittwoch lässt Parteichefin Angela Merkel zwei Ministerinnen um die Quote kämpfen. Wie stark oder schwach die Frauen in der CDU sind, wird sich auch im Ringen um die Rente zeigen. Wie stark oder schwach die Frauen in der CDU sind, wird sich auch im Ringen um die Rente zeigen.

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Foto: dpa, Klaus-Dietmar Gabbert

Wenn nächsten Mittwoch die Parteitagsdelegierten von Hannover aus den Heimweg in die Niederungen der Christdemokratie in Deutschland antreten, werden aller Voraussicht nach Bilder von Personen mehr sagen als Tausende Worte in der Sachdebatte. Deshalb wird die Frage, wie modern oder antiquiert das Frauen- und Familienbild der CDU ist, eher mit strahlenden Frauenaugen verbunden als mit dem Ringen um Antrags-Formulierungen.

Zwei neue Männer im Parteivorstand

In der Tat kann die CDU die Forderung nach mehr Einfluss für Frauen nicht besser inszenieren als mit der Entscheidung der Delegierten für eine Frau als Chefin in deren 13. Jahr an der Parteispitze, für die Wiederwahl einer Arbeitsministerin als ihrer Stellvertreterin und für die Wahl einer geschickt vorwärtsstrebenden rheinland-pfälzischen Oppositionsführerin als neuer Parteivizechefin. Neben der Frauenpower von Angela Merkel, Ursula von der Leyen und Julia Klöckner dürften die beiden neuen Männer an der Parteispitze, Thomas Strobl und Armin Laschet, eher blass wirken.

Lange vorbei sind die Zeiten, in denen männliche Platzhirsche die Lichtung der Mächtigen beherrschten und weibliche Talente im Wesentlichen zuschauen durften. Nach dem Abtritt von Roland Koch, Christian Wulff und Jürgen Rüttgers ist die "Kronprinzen"-Rolle unbesetzt. Es kann auch eine Kronprinzessin werden.

Kompromiss Lebensleistungsrente

Die Personalentscheidungen werden im Scheinwerferlicht des Parteitages stehen, der den Niedersachsen-Wahlkampf eröffnet und damit zugleich auch den Startschuss für den langen Lauf bis zu den Bundestagswahlen gibt. Kein Großkonflikt soll diese Grundstimmung stören. Deshalb ließ Merkel auch die beinharten Auseinandersetzungen um von der Leyens Zusatzrenten-Vorstoß im Vorstand in einen Konsens zur Lebensleistungsrente münden.

Gleichwohl ist nicht entschieden, mit welchem Frauen- und Familienbild die CDU in den Wahlkampf geht. Von der Leyen hat die Wahrnehmung der Partei in ihren Jahren als Familienministerin mit großem Aufmerksamkeitspotenzial verändert und die CDU für viele moderne Frauen wählbar gemacht. Ihre Nachfolgerin im Amt, Kristina Schröder, setzt diesen Kurs nur bedingt fort. Mit traditionellen Emanzipations-Ritualen hat sie nichts am Hut.

Die junge Mutter neigt eher einer unvoreingenommen-selbstbewussten Rollendefinition zu. Während von der Leyen Frauenanteile in den Führungsetagen verbindlich vorgeben will, hat Schröder die "Flexi-Quote" mit Selbstverpflichtung und Zielansagen erfunden. Diesen Streit werden sie wohl auch in Hannover wieder führen.

"Wilden 13"

Wie stark oder schwach die Frauen in der CDU sind, wird sich auch im Ringen um die Rente zeigen. Die Frauen wollen weitere Mütter — nicht nur die mit ab 1992 geborenen Kindern — besserstellen. Weil die große Lösung für Mütter mit älteren Kindern aber 13 Milliarden Euro kostet, haben sie nur ein Trostpflaster bekommen: Es solle "geprüft" werden, ob wenigstens Mehrkindfamilien mehr bekommen könnten.

Kaum etwas beleuchtet die Wandlungen im Familienbild der CDU radikaler als eine Debatte, die in früheren Jahrzehnten bei der Union undenkbar gewesen wäre. Die Abgeordnetengruppe der "Wilden 13" will erreichen, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften der Ehe gleichgestellt werden.

Dafür dürfte sie Gehör, aber keine Mehrheit finden. Allerdings ist ein anderes, früher ebenfalls undenkbares Projekt längst auf dem Weg zum Markenkern der Partei: Sie will das Ehegattensplitting zum Familiensplitting ausbauen.

(RP/csi)
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