DGB-Chefin sieht Alarmsignal Digitalisierung belastet 40 Prozent der Beschäftigten

Berlin · Die Digitalisierung der Arbeitswelt belastet viele Arbeitnehmer und die Anforderungen wachsen. Das ergab eine Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbundes bei Tausenden Beschäftigten. DGB-Chefin Yasmin Fahimi fordert mehr Beteiligung der Arbeitnehmer. Die Studie sei ein Alarmsignal.

 83 Prozent der Beschäftigten nutzen digitale Arbeitsmittel. Bei 40 Prozent sorgt die Digitalisierung jedoch für eine stärkere Belastung. Das ergab der „DGB-Index Gute Arbeit 2022“.

83 Prozent der Beschäftigten nutzen digitale Arbeitsmittel. Bei 40 Prozent sorgt die Digitalisierung jedoch für eine stärkere Belastung. Das ergab der „DGB-Index Gute Arbeit 2022“.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt digitalisiert: Es gibt mehr Videokonferenzen, mehr Homeoffice und mehr mobile Arbeit. Das bringe jedoch auch Herausforderungen mit sich, wie eine repräsentative Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) unter 6.684 Beschäftigten zeigt. Demnach fühlen sich 40 Prozent der Beschäftigten durch die Digitalisierung stärker belastet. 46 Prozent berichten, dass die Anforderungen durch Multitasking gewachsen sind und 33 Prozent fühlen sich stärker überwacht.

„Die Ergebnisse der Befragung sind ein Alarmsignal“, sagt die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi und ergänzt: „Digitalisierung soll Unterstützung und Erleichterung sein, statt Beschäftigte zu belasten, Stress zu erzeugen und so das Risiko für psychische Erkrankungen zu erhöhen.“ Auf der anderen Seite geben knapp ein Viertel (23 Prozent) der Beschäftigten an, dass sich ihre Entscheidungsspielräume bei der eigenen Tätigkeit durch digitale Arbeitsmittel vergrößert haben. Insgesamt berichten jedoch nur wenige der Befragten von besseren Arbeitsbedingungen durch die Digitalisierung.

Der „DGB-Index Gute Arbeit“ mit dem Schwerpunktthema „Digitale Transformation“ zeigt, dass die Digitalisierung im Arbeitsleben angekommen ist. Digitale Arbeitsmittel nutzen demnach 83 Prozent der Beschäftigten. Am häufigsten verbreitet ist dabei die digitale Kommunikation via E-Mail, Smartphone oder soziale Netze, die 79 Prozent der Befragten nutzen. Ein Fünftel (21 Prozent) nutzt zudem Künstliche Intelligenz.

Der Befragung zeige jedoch auch, dass neue Kommunikationsmöglichkeiten zwar effizient sind, aber für viele auch mit einer Arbeitsverdichtung einhergehen, so er DGB. 56 Prozent der Beschäftigten nutzen regelmäßig Videokonferenzen. Werden diese intensiv genutzt, berichten 74 Prozent von einer wachsenden Anzahl der Besprechungen.

Die Potenziale der Digitalisierung werden laut Fahimi viel zu wenig genutzt. Digitalisierung solle eine Erleichterung bringen und nicht zur Herausforderung für Mitarbeiter werden. Zudem brauche es viel mehr Mitbestimmung bei der Einführung digitaler Verfahren: „Die starke Beteiligung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist der Schlüssel, um die Arbeitswelt nachhaltig, gesund und transparent zu digitalisieren“, sagte die DGB-Vorsitzende. Tatsächlich geben jedoch nur 26 Prozent der Befragten an, dass sie die Veränderungen am eigenen Arbeitsplatz nachhaltig beeinflussen können. Immerhin gäbe es dort, wo es einen Betriebsrat gibt, seltener Überwachung durch digitale Technik, so Fahimi.

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