Fehlende Technik und Kontrollen Lädt das 49-Euro-Ticket zum Schwarzfahren ein?

Analyse | Berlin · Die Umsetzung des 49-Euro-Tickets hakt an vielen Ecken und Enden. Jetzt ringen Bund und Länder darum, ob es ausschließlich digital angeboten werden soll. Denn: Mancherorts fehlt es in Bussen und Bahnen an der notwendigen Technik.

49-Euro-Ticket: Das müssen Sie zum Deutschlandticket wissen
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Foto: dpa/Arne Dedert

Auch dieses Problem ist nicht einfach zu lösen. Das bundesweit geltende Deutschlandticket für den Nahverkehr, welches möglichst zum 1. Mai kommen soll, soll nur digital angeboten werden. Derzeit ist das der Plan. Doch nicht überall ist dann die Kontrolle möglich, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Wird mit dem 49-Euro-Ticket also in manchen Regionen die Tür zum Schwarzfahren geöffnet?

Nach Angaben von Kennern gibt es Verkehrsverbünde, die nicht in der Lage sind, das 49-Euro-Ticket in einer digitalen Form, zum Beispiel über einen Chip auf einer Karte, zu kontrollieren. Weil etwa in Bussen die Technik fehlt. Wer also ein Abo für einen Monat abschließt, könnte versucht sein, in den darauffolgenden Monaten schwarz zu fahren. Betroffen sind dem Vernehmen nach vor allem Verbünde in den Flächenländern, bei denen die technischen Voraussetzungen fehlen.

Das Problem haben Bund und Länder erkannt. Auch der Fahrgastverband Pro Bahn weiß darum. „In manchen Bundesländern fehlen im Regionalverkehr entsprechende Systeme, um Chipkarten zu lesen. Davon betroffen sind speziell kleine Busunternehmen, die den Schülerverkehr auf dem Land übernehmen“, so Ehrenpräsident Karl-Peter Naumann zu unserer Redaktion. Die Ausstattung mit neuen Lesegeräten sei aber oft aus Eigenmitteln nicht zu stemmen. „Die Finanzierung muss durch Förderung gesichert werden“, forderte Naumann. Zugleich warnte er davor, beim digitalen Ticket vor allem auf das Smartphone zu setzen. „Es muss eine Lösung geben für Menschen, die keins haben. Etwa durch ein Papierticket.“

So sehen es auch andere Verbände. Bis das geplante 49-Euro-Ticket ausschließlich digital angeboten werden könne, werde es noch einige Zeit dauern, so der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Zum Start brauche es übergangsweise eine Papierticket-Lösung bis zum Ende des Jahres, hieß es. Denkbar ist überdies, dass dort, wo Kontrollen nicht möglich sind, Abonnenten einen zusätzlichen Papiernachweis mit sich führen müssen. Der VDV erwartet durch den Fahrschein einen Zuwachs von rund 5,6 Millionen Fahrgästen, also Neuabonnenten. Zugleich rechnet er mit rund elf Millionen Menschen, die ihr Abo wechseln.

Auch die Länder machen weiter Druck. Kritisiert wird Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), der viele Fragen noch nicht abschließend geklärt habe. Wissing sieht sich hingegen bei der Schaffung der notwendigen Rechtsgrundlagen auf einem guten Weg. Er hatte zuletzt vor allem den Länder wegen der schleppenden Umsetzung des Deutschlandtickets Vorwürfe gemacht.

Die Realisierung ist weitaus schwieriger als gedacht. Dennoch soll das Deutschlandticket für den Nahverkehr am 1. Mai starten.

Die Realisierung ist weitaus schwieriger als gedacht. Dennoch soll das Deutschlandticket für den Nahverkehr am 1. Mai starten.

Foto: dpa/Daniel Maurer

Der Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, Nordrhein-Westfalens Minister Oliver Krischer (Grüne), will das aber nicht gelten lassen. Er sagte unserer Redaktion: „Die Kritik an den Ländern läuft natürlich ins Leere.“ Nach wie vor fehlten „wichtige Entscheidungsgrundlagen, wie etwa die versprochene Änderung des Regionalisierungsgesetzes oder die Klärung der Frage der Tarifgenehmigung“. Überall in den Ländern tagten die Arbeitsgruppen zu diesem Thema und alle wollten eine schnellstmögliche Einführung. „Wenn der Bund die offenen Punkte klärt, dann geht das mit dem Ticket ganz schnell“, so Krischer.

(has)
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