Trauerfeier für getötete Soldaten "Deutschland verneigt sich vor ihnen"

Selsingen (RPO). Mit einer bewegenden Trauerfeier haben Angehörige, Kameraden und Regierung Abschied von den drei in Kundus gefallenen Bundeswehrsoldaten genommen. Kanzlerin Angela Merkel sagte am Freitag in der St. Lamberti-Kirche im niedersächsischen Selsingen vor mehr als 1000 Trauergästen, die drei hätten den höchsten Preis bezahlt, den ein Soldat bezahlen könne. Dafür gebühre ihnen Dank und Anerkennung. "Ich verneige mich vor ihnen, Deutschland verneigt sich vor ihnen", sagte die Regierungschefin.

Letzte Ehre für die gefallenen deutschen Soldaten
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Die 25, 28 und 35 Jahre alten Soldaten waren am Karfreitag bei einem Gefecht mit Taliban in der Nähe der afghanischen Stadt Kundus getötet worden. Während der Trauerfeier waren die Särge der Fallschirmjäger aus der benachbarten Kaserne in Seedorf in der Kirche aufgebart. Sie wurden dann von Soldaten in einem Trauerzug aus dem Gotteshaus herausgetragen und in die Heimatorte der Getöteten zur Beisetzung gebracht.

Trotz der Toten soll die Bundeswehr ihr Engagement in Afghanistan fortsetzen. "Ich stehe sehr bewusst hinter diesem Einsatz", sagte die Kanzlerin. Er sei nötig, "weil er der Sicherheit unseres Landes dient". Al-Kaida und die Taliban dürften nie wieder Afghanistan beherrschen. Denn der Terror mache auch vor Europa nicht halt.

Zur Lage in Afghanistan sagte Merkel, die Soldaten redeten von Bürgerkrieg oder Krieg - "und ich verstehe das gut". Der Einsatz sei schwieriger, als man zu Beginn vor acht Jahren gedacht habe. Viele deutsche Soldaten hätten Verletzungen an Körper und Seele davongetragen. 39 seien seit Einsatzbeginn gestorben, 20 davon durch Feindeinwirkung im Kampf.

"Sie waren echte Patrioten"

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg würdigte die Lebensleistung eines jeden Gefallenen und sagte den Angehörigen: "Mit Ihnen trauern wir, trauert ein Land." Was am Karfreitag geschehen sei, "bezeichnen die meisten als Krieg - ich auch". Die Getöteten seien "echte Patrioten" gewesen. Eine seiner kleinen Töchter habe ihn gefragt, ob die drei Helden gewesen seien und er habe ja gesagt, erklärte der Minister.

Wieder ein Anschlag nahe Kundus

Am Tag der Trauerfeier wurde auf die Bundeswehr in Kundus erneut ein Anschlag verübt. Vier Kilometer nördlich des Lagers des deutschen Wiederaufbauteams explodierte ein Sprengsatz und beschädigte ein Fahrzeug vom Typ Wolf. Laut Verteidigungsministerium wurden dabei keine Soldaten verwundet. Als die afghanische Armee nach weiteren Sprengsätzen suchte, habe es eine zweite Explosion gegeben - ebenfalls ohne Verletzte.

Merkel beim Einsatzführungskommando

Merkel besucht am Samstag überraschend das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam. Regierungssprecher Christoph Steegmans sagte, die Kanzlerin habe sich erst in dieser Woche zu dem Besuch entschlossen, der "eine direkte Folge der Ereignisse vom Karfreitag" sei. Es handele sich um einen "Informationsbesuch" und um einen "Unterstützungsbesuch", sagte der Sprecher. Merkel hatte die 2001 gegründete Zentrale für Auslandseinsätze der Bundeswehr schon einmal im Juli 2006 besucht.

Linke attackiert Kanzlerin

Das Parteivorstandsmitglied der Linken, Christine Buchholz, warf Merkel vor, sie trage die Verantwortung für den Tod der drei Soldaten. "Denn sie schickte sie nach Afghanistan, obwohl sie wusste, dass sich die Sicherheitslage im Norden dramatisch verschlechtert hat", erklärte sie. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe nannte den Vorwurf "absolut unverschämt" und forderte Buchholz auf, sich umgehend zu entschuldigen.

(ap/felt)
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