Merkel trifft Wen Jiabao in Berlin Deutschland und China Seite an Seite

Berlin (RPO). Mit einem Ausbau ihrer Wirtschaftbeziehungen wollen Deutschland und China gegen die weltweite Finanzkrise ankämpfen. Berlin und Peking müssten ihre Zusammenarbeit intensivieren, um die Krise "Hand in Hand" zu bewältigen, sagte Chinas Regierungschef Wen Jiabao am Donnerstag nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin. Am Rande des Besuchs unterzeichneten beide Länder auch eine Reihe von Wirtschaftverträgen.

 Angela Merkel und ihr Amtskollege Wen Jiabao haben sich mit ähnlichen Problemen herumzuschlagen.

Angela Merkel und ihr Amtskollege Wen Jiabao haben sich mit ähnlichen Problemen herumzuschlagen.

Foto: ddp, ddp

Die bilateralen Beziehungen zwischen Berlin und Peking würden immer wichtiger, sagte Wen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Merkel. "Wir können unsere Zusammenarbeit intensivieren und gemeinsam die Krise bewältigen", erklärte der Regierungschef. Merkel hob die gemeinsamen Interessen der beiden Exportnationen hervor. Berlin und Peking teilten die Meinung, "dass Protektionismus auf keinen Fall die Antwort sein darf und dass wir offenen Handel brauchen".

Trotz der Wirtschaftskrise wollen China und Deutschland das gegenseitige Handelsvolumen in diesem Jahr auf dem hohen Niveau des Vorjahres halten und wenn möglich sogar ausbauen. 2008 habe der bilaterale Handel einen Umfang von umgerechnet rund 88 Milliarden Euro gehabt, sagte Wen. Das mache ein Viertel des chinesisch-europäischen Handels aus.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) unterschrieb im Kanzleramt ein Abkommen mit dem Baumaschinen-Hersteller Sany, der hundert Millionen Euro in dem Bundesland investieren will. Sany plant nach Angaben aus Düsseldorf unter anderem den Bau eines Baumaschinen-Werks. Thyssen-Krupp unterzeichnete mit dem Transrapid-Betreiber in Shanghai eine Absichtserklärung über einen Technologieaustausch. Der Daimler-Konzern vereinbarte mit der Beijing Foton Motor eine Kooperation bei der Lastwagen-Produktion.

Außerdem verabredeten Deutschland und China eine engere Kooperation beim Klimaschutz. Eine neue Klimaschutz-Arbeitsgruppe soll voraussichtlich im Juni bei einer China-Reise von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) in Peking zusammenkommen. Nach dem Treffen im Kanzleramt eröffneten Wen und die Kanzlerin noch ein deutsch-chinesisches Dialogforum im Bundeswirtschaftsministerium, am Nachmittag wurde Wen von Bundespräsident Horst Köhler empfangen.

Nach einer monatelangen Eiszeit betonte der chinesische Regierungschef mehrfach die guten Beziehungen zu Deutschland. Nach einem "kalten Winter" könnten beiden Seiten mit Stolz auf die gute Zusammenarbeit blicken, sagte Wen nach dem Treffen mit Merkel. "Mein Besuch in Deutschland bereitet mir wirklich eine gute Laune."

Das Verhältnis war zuletzt belastet gewesen, weil Merkel im September 2007 den Dalai Lama im Berlin empfangen hatte. Die Kanzlerin sprach auch bei Wens Besuch die Tibet-Frage an. Deutschland habe ein "intensives Interesse" daran, dass die Gespräche mit den Vertretern des Dalai Lama "in Gang kommen". Merkel bekräftigte zugleich die Unterstützung Deutschlands für die Ein-China-Politik, nach der Tibet als Bestandteil der Volksrepublik betrachtet wird.

Vor dem Kanzleramt demonstrierten während des Besuchs rund 50 Vertreter der Tibet Initiative Deutschland, die auf Transparenten mehr "Freiheit für Tibet" forderten. Nach Polizeiangaben versammelten sich außerdem rund 30 Anhänger der in China verbotenen Falun-Gong-Bewegung zu einer Protestaktion im Regierungsviertel.

(AP)
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