Ausbildung von Migranten soll anerkannt werden Deutschland lockt ausländische Fachkräfte

Berlin (RPO). Die Bundesregierung hat am Mittwoch eine Entscheidung getroffen, deren Tragweite enorm werden kann: Mit dem Angebot an Migranten, ihre in ihren Heimatländern erworbenen Bildungsabschlüsse in Deutschland ganz oder zum Teil anerkennen zu lassen, können mehrere hunderttausend Familien auf einen sozialen Aufstieg hoffen.

Statt der Abhängigkeit von Hartz IV oder gering bezahlten Tätigkeiten als Taxifahrer oder Putzfrau können sie auf Anstellung in qualifizierten Jobs hoffen.

Vor einem Monat hatte das Duisburger Institut Arbeit und Qualifikation unter dem Titel "Verschenkte Potenziale" eine Studie zu den Folgen der fehlenden Anerkennung von ausländischen Berufs- und Hochschulabschlüssen vorgelegt. Nach Angaben von Autor Martin Brussig ergab die Studie, dass es insgesamt rund 1,5 Millionen Migranten in Deutschland gibt, die Hartz IV beziehen.

Etwa 28 Prozent von ihnen haben einen Bildungsabschluss, der ihnen hier nicht anerkannt wird. Dies entspricht etwa 420.000 Menschen. Diese Betroffenen erhalten das aus Steuermitteln bezahlte Arbeitslosengeld II, obwohl sie von ihrer Qualifikation her womöglich Anforderungen entsprechen, die an gesuchte Fachkräfte gestellt werden.

Überdurchschnittlich Ost- und Mitteleuropäer betroffen

Brussig schätzt, dass von den 420.000 Hartz-IV-Empfängern ohne in Deutschland anerkannten Abschluss gut die Hälfte Akademiker sind. Das Klischee des taxifahrenden Ingenieurs aus Osteuropa treffe ebenso zu wie das der Ärztin mit Migrationshintergrund als Putzfrau. Das Problem betrifft der Studie zufolge in besonderem Maß Aussiedler sowie Ost- und Mitteleuropäer. In diesen Gruppen verfügt bis zur Hälfte der Hartz-IV-Empfänger über einen Abschluss, der in Deutschland bisher nicht anerkannt wird.

Wie die Studie weiter ermittelte, führt am deutschen Arbeitsmarkt ein nicht-anerkannter Berufsabschluss in der Praxis zu den gleichen schlechten Jobchancen wie bei Menschen ohne Berufsabschluss. Bei Migranten, deren Abschluss anerkannt wurde, liegt die Chance auf eine Anstellung demnach dagegen um 50 Prozent höher.

(AFP/felt)
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