Grüne fordern Landbusse im Stundentakt Deutschland ist noch lange nicht bereit, auf das Auto zu verzichten

Meinung | Düsseldorf · Die Grünen im Bund fordern eine regionale Mobilitätsgarantie ein. Wer auf dem Land wohnt, soll auf Verbindungen in die Stadt im Stundentakt zurückgreifen können.

 Autos auf einer Landstraße (Archivfoto).

Autos auf einer Landstraße (Archivfoto).

Foto: dpa/Fabian Sommer

Der Vorschlag der Grünen, auch ländliche Regionen verbindlich und im Stundentakt per Bus und Bahn an die Städte anzuschließen, hat gewaltige Sprengkraft. Denn diesmal geht es nicht um ein weltfernes Hirngespinst. Die Umsetzung wäre extrem teuer - auch viel teurer, als die Grünen in ihrem Vorschlag vorrechnen. Aber sie ist grundsätzlich machbar. Und weil sich derzeit alle Parteien so intensiv wie nie zuvor mit Themen wie Klimaschutz und Fahrverboten auseinandersetzen müssen, werden sie nicht umhin kommen, auch zum Vorschlag der Grünen Position zu beziehen.

Technik und Infrastruktur, das Auto auch auf dem Land verzichtbar zu machen, sind da. E-Bikes, Busse, Bahnen, Bürger-Taxis - viel mehr braucht es dafür ja auch nicht. Die Frage ist nur, was der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs auf ein solches Niveau kostet. Da ist es mit den paar Milliarden, die die Grünen vorrechnen, nicht getan. Eine derart radikale Verkehrswende, die ja auf nichts anderes als die völlige Abschaffung des Individualverkehrs hinauslaufen würde, hätte ähnlich hohe Kosten wie die Energiewende. Es wäre ein Finanzvolumen, das eine Generation alleine kaum stemmen könnte. Jedenfalls nicht, wenn andere Öko-Projekte wie die Energiewende und die komplette Umstellung der Antriebe auf Elektromotoren zusätzlich weiter verfolgt werden sollen.

Was nicht heißt, dass der Grünen-Vorschlag nicht umsetzbar wäre: Insbesondere die Idee, das erhoffte Netz der neuen Busse und Bahnen mit einer regionalen Mobilitätsgarantie zu verbinden, hat Charme. Erst der in Aussicht gestellte Stundentakt würde ein solches Netz so belastbar machen, dass er das Auto tatsächlich ersetzen kann.

Aber zu den Abermilliarden, die ein solches Netz kosten würde, kommt noch ein weiterer Preis hinzu, und den nennen die Grünen nicht: Selbst mit einem Stundentakt wäre dieses Netz wesentlich unkomfortabler als das Auto, mit dem man jederzeit überall hinfahren kann. Der Grünen-Vorschlag setzt also mehr als nur extrem viel Geld voraus. Nötig wäre auch ein radikales Umdenken der Gesellschaft. Und daran dürften die Grünen scheitern: Deutschland ist noch lange nicht bereit, auf das Auto zu verzichten.

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