Auch Rekrutierung der Bundeswehr in der Kritik Deutsches Bündnis kritisiert Umgang mit Kindersoldaten

Berlin · Das Bündnis Kindersoldaten hat der Bundesregierung eine "katastrophale Bilanz" bei der Umsetzung des UN-Protokolls zu Kindersoldaten vorgeworfen. Deutschland müsse Waffenexporte in Länder stoppen, in denen Menschenrechte verletzt würden.

Dieses Archivfoto zeigt Kindersoldaten in Simbabwe.

Dieses Archivfoto zeigt Kindersoldaten in Simbabwe.

Foto: dpa

Waffenexporte in Länder, die in bewaffnete Konflikte verwickelt seien, sollten auch gestoppt werden, um Kinder besser zu schützen, forderte der Sprecher des Bündnisses, Frank Mischo von der Kindernothilfe, am Mittwoch in Berlin.

Die Bundeswehr rekrutiere zudem weiterhin Minderjährige, kritisierte Ralf Willinger von der Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes. Bei der Ansprache von Jugendlichen – zum Beispiel in Schulen, auf Messen oder in Sozialen Medien – kämen die Risiken und die Verantwortung des Berufs zu kurz, meinte er. Minderjährige Rekruten seien überdies viel anfälliger für sexuelle Übergriffe oder Mobbing.

Deutschland setze die zentralen Empfehlungen des UN-Kinderrechtsausschusses nicht um, sagte Willinger weiter. Das Gremium fordere bereits seit 2008, das Mindestalter in der Bundeswehr auf 18 Jahre anzuheben. Zudem solle militärische Werbung bei Minderjährigen unterlassen werden. Deutschland sei mit seinen minderjährigen Rekruten neben den USA und Großbritannien als Industrieland ein schlechtes Vorbild für bewaffnete Gruppen und Armeen in Ländern wie Myanmar, Somalia und Syrien.

Auch gebe es in Deutschland beim Schutz geflüchteter Kindersoldaten Defizite, kritisierte Willinger. So habe das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge beispielsweise mehrfach ehemaligen Kindersoldaten aus Somalia die Anerkennung als Flüchtling verweigert. Das Bündnis fordert darüber hinaus mehr Hilfsangebote für ehemalige Kindersoldaten.

Das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention zu Kindersoldaten trat 2002 in Kraft. 2004 hat Deutschland es offiziell angenommen. Dem Deutschen Bündnis Kindersoldaten gehören weitere Hilfsorganisationen wie Unicef Deutschland und auch die katholische Friedensbewegung Pax Christi an. Das Bündnis hat am Mittwoch nach 2007 und 2013 erneut einen sogenannten Schattenbericht zu Kindersoldaten vorgelegt. Dieser beschäftigt sich mit der Umsetzung des Protokolls in Deutschland und soll auch dem UN-Kinderrechtsausschuss vorgelegt werden.

(cka/kna)
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