Paris und Berlin verstärken Zusammenarbeit Deutscher Kampfverband in Frankreich stationiert

Straßburg (RPO). Mit einem historischen Schritt wollen Deutschland und Frankreich ihre militärische Zusammenarbeit verstärken. Mehr als 65 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird erstmals ein deutscher Kampfverband in Frankreich stationiert: In Anwesenheit der Verteidigungsminister beider Länder, Alain Juppé und Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), wird am Freitag das Jägerbataillon 291 der Bundeswehr feierlich in Straßburg in Dienst gestellt.

Waffen und Fahrzeuge der Bundeswehr in Afghanistan
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Foto: ddp

Bei der Zeremonie im Stadtpark Orangerie will der Inspektor des Deutschen Heeres, Generalleutnant Werner Freers, dem Bataillon die Truppenfahne überreichen. Sein Quartier wird das Bataillon mit gut 600 Soldaten im Straßburger Vorort Illkirch-Graffenstaden beziehen, wo sich die Deutschen eine Kaserne mit der 2. französischen Panzerbrigade teilen.

Eine symbolträchtige Entscheidung - die Einheit gilt nämlich als Nachfolgerin der legendären 2. Panzerdivision, die Straßburg am 23. November 1944 unter dem Kommando von Marschall Leclerc vom Nazi-Joch befreit hat. Die Stationierung der deutschen Soldaten in Frankreich wird denn auch entsprechend gelobt. Sie sei ein Beitrag zum Ausbau der deutsch-französischen Beziehungen und eine Geste "tiefer deutsch-französischer Freundschaft", heißt es in einer Bundeswehrmitteilung an die Presse.

Das Jägerbataillon ist Teil der deutsch-französischen Brigade, der weltweit einzigen binationalen Militäreinheit. Sie wurde 1987 vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und dem früheren französischen Staatschef François Mitterrand ins Leben gerufen und zwei Jahre später offiziell gegründet. Bisher ist die Brigade mit ihren 2800 deutschen und 2300 französischen Soldaten in den baden-württembergischen Standorten Müllheim, Immendingen und Donaueschingen stationiert.

In dem Städtchen Illkirch-Graffenstaden im Süden der Elsass-Metropole wird der Einzug der deutschen Soldaten überwiegend positiv gesehen. "Früher hätte ich das für unmöglich gehalten", gesteht Marie-Thérèse Manto-Bigay, die einer Vereinigung von Söhnen und Töchtern gefallener französischer Soldaten angehört. Schließlich hätten viele Franzosen unter der deutschen Armee Schreckliches erlitten. Doch heute sei dieser Schritt "normal". Ähnlich sieht dies auch Henri Meichel, Mitglied eines örtlichen Veteranenverbandes. "Wir haben damals schließlich gegen das Nazi-Regime gekämpft, nicht gegen Deutschland", betont der pensionierte Berufssoldat.

Der Kommandeur des deutschen Bataillons, Frank Lindstedt, lobt die Bemühungen der Stadtverwaltung, die Neuankömmlinge ins öffentliche Leben zu integrieren. Es gebe Französisch-Kurse für die deutschen Soldaten, und ihre Kinder würden von französischen Schulen mit zweisprachigen Klassen aufgenommen.

Die rund 25.000 Einwohner von Illkirch-Graffenstaden reagieren umso gelassener, als der Anblick deutscher Uniformen für sie nichts Neues ist. Die Gemeinde beherbergt schließlich bereits das Hauptquartier des Eurokorps, dem auch rund 300 deutsche Soldaten angehören. Bundeswehrfahrzeuge, leicht erkennbar an der Aufschrift "www.bwfuhrpark.de" gehören zum Straßenbild. Genau wie die Minibusse der Bundeswehr, die Kinder der deutschen Eurokorps-Familien jeden Morgen über den Rhein zu Schulen in der benachbarten badischen Stadt Kehl fahren.

Der Beschluss, das deutsche Bataillon bei Straßburg zu stationieren, war im Februar 2009 bei der Münchner Sicherheitskonferenz offiziell verkündet worden. Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy wertete dies damals als Beleg dafür, dass es zwischen beiden Ländern kein Tabu mehr gebe. Altpräsident Valéry Giscard d'Estaing sprach von einer "historischen Entscheidung", die Deutschland und Frankreich einander noch näher bringen werde.

(AFP/nbe)
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