Neue Umfrage zum Umgang mit den Krisen der Welt Deutsche wollen mehr Engagement, aber keine Waffenlieferungen

Berlin/Newport · Krise in der Ukraine, Terror im Irak – wie den internationalen Konflikten begegnet werden soll, darüber beraten seit Donnerstag die Nato-Partner. Die Bundesregierung hat derweil die ersten Militärgüter in den Irak geschickt. Doch die Pläne stoßen bei den Deutschen auf wenig Gegenliebe, wie eine neue Umfrage ergab. Mehr Engagement von Deutschland und der Nato ist dagegen erwünscht.

Das leistet Deutschland im Irak
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Foto: dpa, joh kno kde

Krise in der Ukraine, Terror im Irak — wie den internationalen Konflikten begegnet werden soll, darüber beraten seit Donnerstag die Nato-Partner. Die Bundesregierung hat derweil die ersten Militärgüter in den Irak geschickt. Doch die Pläne stoßen bei den Deutschen auf wenig Gegenliebe, wie eine neue Umfrage ergab. Mehr Engagement von Deutschland und der Nato ist dagegen erwünscht.

Über Wochen diskutierte die Berliner Politik darüber, ob sie denn nun Waffen in den Irak schicken will oder nicht. Dann kam die Entscheidung für die Lieferung, welche die Bundeskanzlerin in dieser Woche in ihrer Regierungserklärung verteidigt hat. Angela Merkel (CDU) sagte darin, Europa werde durch die Entwicklung im Irak direkt bedroht, zumal viele Kämpfer aus Europa und auch aus Deutschland kämen. "Das liegt in unserem Verantwortungsbereich." Sie verteidigte die Lieferungen mit dem Hinweis, dass der IS die gesamte Region ins Chaos zu stürzen drohe und "unvorstellbar grausame ethnische und religiöse Säuberungen" in von ihm eroberten Gebieten im Irak und Syrien begehe. Im Fall der Krise in der Ukraine wurden Waffenlieferungen aber bislang abgelehnt.

Auch der Nato-Gipfel beschäftigt sich mit der Lage im Irak und ebenso mit der in der Ukraine. Sollen die USA bei ihren Luftangriffen auf IS-Stellungen im Irak unterstützt werden und diese sogar auf Syrien, wo die Terrormiliz ebenfalls agiert, ausgeweitet werden? Sollen mehr Nato-Soldaten in die osteuropäischen Mitgliedsländer entsandt werden? Welches Signal sendet man in Richtung Russland? Und sollte auch die Ukraine mit Waffen unterstützt werden? All diese Fragen standen und stehen auf der Tagesordnung des Gipfels, der am heutigen Freitag in Newport zu Ende geht. Wie aber stehen die deutschen Bürger zu all diesen Überlegungen? Das zeigt nun der aktuelle Deutschlandtrend.

Nato zeigt angebliche Beweise von russischen Truppen in der Ukraine
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82 Prozent sehen Moskaus Verhalten als bedrohlich an

Demnach sind sich die Deutschen der aktuellen Krisen durchaus bewusst. Eine Mehrheit von 58 Prozent ist der Ansicht, dass die Lage bedrohlich oder sogar sehr bedrohlich ist. Das ist ein Anstieg von neun Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Im Osten Deutschlands sehen dies sogar 64 Prozent der Befragten so. Insbesondere der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine beschäftigt die Bürger. So werten 82 Prozent der Befragten das Verhalten Russlands in der Krise als bedrohlich.

Dass Deutschland und die Nato mit Gegenmaßnahmen reagieren müssen, können die meisten entsprechend nachvollziehen. So finden es 56 Prozent der Deutschen grundsätzlich richtig, dass sich Deutschland künftig stärker bei internationalen Krisen engagieren soll (40 Prozent dagegen). Und 89 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass die Nato wichtig ist, um den Frieden in Europa zu sichern. 56 Prozent sagen zudem, dass die Nato größere Verantwortung übernehmen soll.

Isis/IS - Islamischer Staat im Irak und Syrien
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Foto: dpa, sdt moa

In Bezug auf die Ukraine-Krise sagen zudem 61 Prozent, dass die Europäische Union noch entschiedener gegenüber Russland auftreten soll als bisher. Und immerhin 56 Prozent sind der Ansicht, dass die Bundesrepublik eine führende Vermittlerrolle dabei spielen sollte. Die Maßnahmen, die Deutschland, die EU und vor allem auch die Nato nicht nur in Bezug auf Moskau, sondern auch in Bezug auf die IS-Terroristen überlegen, stoßen bei den Bundesbürgern auf weniger Gegenliebe.

Gegen Stationierung von mehr Soldaten im Osten Europas

So lehnen 60 Prozent der Befragten eine Stationierung von mehr Soldaten in osteuropäischen Mitgliedsländern ab. Dies wird derzeit von der Nato diskutiert, um diese Länder vor möglichen Bedrohungen aus Russland zu schützen. Gerade einmal 35 Prozent haben sich dafür ausgesprochen. Auch die Waffenlieferungen an die Kurden im Irak sind umstritten.

58 Prozent der Deutschen lehnen dies ab, 38 Prozent sind dafür. Allerdings ist die Zahl der Befürworter im Vergleich zur vergangenen Woche um vier Prozent gestiegen. Interessant ist dabei der Blick darauf, wie die Anhänger der deutschen Parteien dies sehen. Denn während Union und SPD für die Waffenlieferungen waren, hatten die Grünen dies nach langen Diskussionen abgelehnt, ebenso wie die Linke, deren Fraktionschef Gregor Gysi zwischenzeitlich allerdings sogar dies als eine Möglichkeit in Erwägung zog.

Von den Unionsanhängern jedenfalls befürwortet eine knappe Mehrheit von 51 Prozent die Waffenlieferungen, von den Anhängern aller anderen Parteien werden sie dagegen abgelehnt. Unter den SPD-Anhängern sind es 60 Prozent, die dies ablehnen, unter denen der Grünen 66 Prozent und unter denen der Linken sogar 77 Prozent.

(das)
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