Haus der Sammlungen in Jerusalem Von Bahn bis BVB: Millionen für Holocaust-Gedenken

Berlin · Ein Poesiealbum, beschrieben im Jahr 1939 in Berlin, mit einer Silbe in jeder Ecke: „Ver“ „giss“ „mein“ „nicht“. Nein, die mit 16 Jahren nach Riga verschleppte und dort gestorbene Ester Goldstein ist nicht vergessen.

 Setzt ebenfalls ein Zeichen durch eine Millionenspende für das Holocaust-Gedenken: BVB-Boss Hans-Joachim Watzke (Archivfoto).

Setzt ebenfalls ein Zeichen durch eine Millionenspende für das Holocaust-Gedenken: BVB-Boss Hans-Joachim Watzke (Archivfoto).

Foto: dpa/Ina Fassbender

Ihr Büchlein ist eines von Hunderttausenden Erinnerungsstücken, die der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem überlassen wurden. Um sie angemessen unterbringen, konservieren und präsentieren zu können, baut Yad Vashem ein „Haus der Sammlungen“. Mitfinanziert wird es von Bahn, Deutscher Bank, Daimler, Volkswagen und dem BVB, die jeweils eine Million Euro spenden.

„Großartig“ nannte Kai Diekmann als Vorsitzender des Deutschen Freundeskreises von Yad Vashem dieses starke Signal, über das keines der fünf angesprochenen Unternehmen lange habe überlegen müssen. Die Vertreter der Autokonzerne sprachen von sich aus die Verstrickungen ihrer Firmen in den Nationalsozialismus an. Diese Phase bleibe auch im Daimler-Museum nicht ausgespart, sagte Eckart von Klaeden bei der Vorstellung der gemeinsamen Initiative. Und für VW verwies Gunnar Kilian auf das Engagement der Belegschaft auch zum Erhalt der Auschwitz-Gedenkstätte.

Für die Bahn bekannte Vorstand Ronald Pofalla die Scham des Unternehmens über die Beteiligung der Reichsbahn am Holocaust. „Da war keiner, der ,Halt’ schrie, als Hunderttausende in Waggons gepfercht und zu den Vernichtungsstätten transportiert wurden“, erklärte Pofalla. Thorsten Strauß sah die Verpflichtung zur Mitwirkung unter anderem in den Mitarbeitern der Deutschen Bank mit ihren 147 Nationalitäten, die zur Toleranz mahnten. Ähnlich formulierte es Hans-Joachim Watzke, der Chef von Borussia Dortmund. Angesichts von 155.000 Mitgliedern und zehn Millionen Fans sehe er eine Verpflichtung des „sehr politischen“ Vereins auch darin, ein klares Stoppzeichen gegen jeden Versuch antisemitischer Tendenzen zu setzen. Er freue sich schon sehr auf die Fahrt des BVB nach Yad Vashem.

Die Sportler werden dort auch einen Babyschuh sehen können. Den der zweijährigen Hinda Cohen. In die Sohle eingeritzt ist das Datum 27. März 1944. An dem Tag wurde das Kind ihren Eltern in einem litauischen Lager entrissen, danach in Auschwitz ermordet. Ihre Mutter schwor, den Schuh ihr Leben lang nicht mehr herzugeben, nachdem sie selbst hatte fliehen können. Ihre Enkelin übergab den Schuh für die Sammlung in Yad Vashem.

„Hinter jedem Gegenstand stehen Menschen“, unterstrich Yad-Vashem-Archivdirektor Hain Gertner. Und wenn sich außer den fünf Millionenspendern noch weitere Firmen und Vereine hinter den Erhalt der Zeugnisse stellen wollen, sind diese nach den Worten von Diekmann „selbstverständlich herzlich willkommen“. Denn der 30 Millionen Dollar teure Neubau in Jerusalem ist noch nicht ganz finanziert.

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