Erdogan für türkische Schulen in Deutschland Deutsche Politiker gegen Bildungs-Plan

Berlin (RPO). Die Reaktionen auf den Vorschlag des türkischen Ministerpräsidenten sind eindeutig: Koalition und FDP haben die Einrichtung türkischer Schulen in Deutschland einhellig abgelehnt. CDU, CSU, SPD wiesen ebenso wie die Liberalen solche Überlegungen als gegen die Integration von Ausländern gerichtet zurück.

Türkeis Ministerpräsident zu Besuch bei Angela Merkel
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Für solche Schulen und eine türkische Universität in Deutschland hatte sich zuvor der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ausgesprochen.

Auch bei Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein stößt Erdogans Vorschlag auf Zurückhaltung. Erdogan sagte in einem Gespräch mit Beckstein am Freitagabend in München, er hielte solche Schulen für wichtig zur Förderung der Integration. Nur wer gut seine Muttersprache beherrsche, sei auch in der Lage gut Deutsch zu sprechen. Er hoffe, dass sein entsprechender Vorschlag auf fruchtbaren Boden in Deutschland falle.

Beckstein verwies darauf, dass es bereits türkischsprachige Lehrkräfte in Bayern gebe. Über die Frage, ob dies ausgebaut werden könne, müsse nun auf Arbeitsebene gesprochen werden.

CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer erklärte: "Türkische Gymnasien und Universitäten in Deutschland wären die reinste Integrationsbremse. Auch Erdogan sollte klar sein, dass die wichtigste Voraussetzung für Integration und Bildungschancen die Beherrschung der Landessprache ist."

Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Wolfgang Bosbach, sagte der Berliner Zeitung "B.Z." (Samstagausgabe): "Wir brauchen mehr Integration, aber keine Schulen und Hochschulen in türkischer Sprache. Die deutsche Sprache ist und bleibt der Schlüssel zur Integration."

SPD-Fraktionsvize Fritz Rudolf Körper wurde mit den Worten zitiert: "Wir brauchen den Lehrstuhl für Islamwissenschaften im Rahmen der deutschen Hochschulordnung. Aber wir brauchen keine Schulen und Hochschulen des türkischen Staates in Deutschland."

Die stellvertretende FDP-Vorsitzende Cornelia Pieper sagte der Zeitung: "Schulen nach türkischen Maßstäben darf es in Deutschland nicht geben." Deutschland führe gerade internationale Abschlüsse ein.

Erdogan hatte seinen Vorschlag nach einer Unterredung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gemacht. Er argumentierte, solche Schulen dienten der Integration, die ohne Kenntnisse der deutschen Sprache nicht möglich sei.

Gute Kenntnisse der Muttersprache seien aber zum Erwerb des Deutschen als zweiter Sprache unerlässlich. Er warnte vor der Gettoisierung von Menschen, die beiden Sprachen nicht beherrschten und auch keine Chance bekämen, dies zu ändern.

(ap)
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