33 Jahre nach der Wiedervereinigung Einheit mit Brüchen und Konflikten
Berlin · Ein neuer Bericht des Ostbeauftragten der Bundesregierung gibt Auskunft über den Stand der deutschen Einheit. Dabei zeigt sich: Mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es noch viele Unterschiede. Zugleich sieht die Untersuchung aber auch positive Entwicklungen.
Einhundertvierundsiebzig Seiten umfasst der neue Bericht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit nach 33 Jahren. Dabei zeigt nicht nur der bloße Umfang der Untersuchung, dass viele Herausforderungen auch knapp 34 Jahre nach dem Fall der Mauer bleiben. „Die Folgen der Wiedervereinigung beschäftigen viele Menschen noch immer in besonderer Weise“, heißt es bereits in der Einleitung. Vorgelegt hat den Einheitsbericht am Mittwoch der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland, Carsten Schneider (SPD).
Eine Trennlinie scheint dabei zwischen Stadt und Land zu verlaufen. Dabei wirke sich auch aus, dass der Osten traditionell über weniger urbane Zentren verfüge und in ländlichen Regionen eine geringere Bevölkerungsdichte aufweise als der Westen. Zugleich seien die Herausforderungen und Bedürfnisse von ländlichen Räumen im Osten „oftmals den ländlichen Räumen im Westen näher als den urbanen ostdeutschen Ballungsräumen“.
Kritisch stellt der Bericht fest, dass der Anteil ostdeutscher Führungskräfte trotz eines Anstiegs weiterhin deutlich unter dem Bevölkerungsanteil der Ostdeutschen von rund 20 Prozent liege. Die größte Herausforderung für den Osten sei dabei die Abwanderung von Fachkräften – eine Schwierigkeit, die aus Sicht von Carsten Schneider mit jedem Jahr herausfordernder wird.
Als wichtigen Schritt hebt der Bericht hervor, dass die Rentenwerte in Ost und West mittlerweile angeglichen wurden. „Damit wurde ein weiterer wichtiger Schritt zur Angleichung der Lebensbedingungen der Menschen im vereinten Deutschland vollzogen“, heißt es. Der Ostbeauftragte Schneider sieht das als Fortschritt. „Es gab kein Thema, mit dem Leute öfter zu mir gekommen sind, als Beschwerden zur Rente“, sagte er. Eine Kluft bleibe trotz der Angleichungen bei den Löhnen. So lag das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner 2022 in Ostdeutschland bei 79 Prozent des Wertes im Westen.
Regionale Unterschiede seien dabei nicht als solche problematisch. „Das wäre ja irgendwie langweilig, Deutschland ist ein föderales Land und wir leben davon, dass es Unterschiede gibt“, sagte Schneider. Doch wichtig sei, dass diese Unterschiede nicht dauerhaft der Entwicklung gleichwertiger Lebensverhältnisse entgegenstehen.
Die Einheit Deutschlands besteht laut Bericht „nicht ohne Brüche und Konflikte“. Trotzdem findet die Regierung, dass sich zwischen Ost und West „deutlich mehr Verbindendes als Trennendes“ findet. Das kann der Thüringer Carsten Schneider auch aus seiner persönlichen Erfahrung bestätigen. „Ich wüsste nicht, wo ich gelandet wäre, wenn die deutsche Einheit nicht gekommen wäre“, sagte er. Man vergesse ab und zu, wie historisch der Moment der Wiedervereinigung gewesen sei.