Schlechter Handy-Empfang Fernzüge der Deutschen Bahn erhalten kein 5G

Exklusiv | Berlin · Die Fernzüge der Deutschen Bahn sollen vorerst nicht mit dem Mobilfunkstandard 5G ausgestattet werden – obwohl 5G in den kommenden Jahren der in Deutschland übliche, moderne Standard sein soll. Nur Bahnreisende werden sich noch längere Zeit mit Funklöchern und schlechtem Internet herumschlagen müssen.

In den Fernzügen der Bahn wird es weiterhin für längere Zeit noch kein besseres Internetnetz für Handys oder Laptops geben.

In den Fernzügen der Bahn wird es weiterhin für längere Zeit noch kein besseres Internetnetz für Handys oder Laptops geben.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Bahnreisende werden noch für eine längere Zeit mit unsicheren Internetzugängen und schlechtem Handyempfang in den Fernzügen der Deutschen Bahn leben müssen. Wie aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Unionsfraktion im Bundestag hervorgeht, soll es im Fernverkehr der Bahn kein modernes 5G-Netz für absehbare Zeit geben. „Im Rahmen der Kooperation mit den Mobilfunknetzbetreibern wurde vereinbart, aktuell keine 5G-Ertüchtigung der Repeater voranzutreiben“, heißt es in dem Papier. „Nach Kenntnis der Bundesregierung plant auch die Flixtrain GmbH keine Aufrüstung der von ihr oder in ihrem Auftrag betriebenen Wagen auf 5G.“

5G bezeichnet die fünfte Mobilfunkgeneration und ist damit direkter Nachfolger von 4G. „Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet die Technik ein deutlich schnelleres mobiles Netz und eine wachsende Zahl vernetzter Geräte im alltäglichen Umfeld“, heißt es auf der Internetseite des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Bis 2025 sollen 99 Prozent der Fläche Deutschlands mit dem neuen 5G-Standard versorgt werden. Doch für die Bahn gilt dies offenbar vorerst nicht.

„Es ist ein Hammer, dass es kein 5G in Zügen geben wird. So erklärt der Digital- und Verkehrsminister ohne Schnörkel, dass es keine Aufrüstung der Bahn-Repeater auf 5G geben wird. Eine Hiobsbotschaft für alle Bahnreisenden“, sagte der CDU-Digitalexperte Thomas Jarzombek. „Damit ist das Netz nicht nur deutlich langsamer, sondern Bereiche, die mit den neuen Frequenzen (3,7-3,8GHz) mit modernem 5G abgedeckt sind, sind für die alten Bahn-Repeater Funklöcher“, sagte Jarzombek.

Ein weiterer Grund, warum Bahnreisende noch längere Zeit schlechte Internetverbindungen hinnehmen müssen, war eine Entscheidung der Bundesnetzagentur. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember war eigentlich geplant, Reisenden einen besseren Handyempfang zu ermöglichen. Konkret ging es darum, dass die Mobilfunkindustrie auch LTE 900 entlang der Schienenstrecken einschalten könne. Das hätte den Mobilfunkempfang deutlich verbessert. Doch die Bonner Behörde hatte das aus Wettbewerbsgründen Ende November untersagt und auf Dezember 2024 verschoben. „Die Entscheidung der BNetzA vom 23. November 2022 hat zur Folge, dass für die Nutzbarkeit des 900-MHz-Frequenzbereichs für breitbandigen, öffentlichen Mobilfunk bis Ende 2024 weiterhin Einschränkungen bestehen“, heißt es in der Antwort.

Problematisch für den Mobilfunkempfang sind vor allem die Fensterscheiben der Züge. Sie sind mit einer isolierenden Metallschicht versehen, um eine energieeffiziente Klimatisierung der Fahrzeuge zu ermöglichen. „Diese Metallschicht schirmt allerdings neben der Wärmestrahlung auch Mobilfunksignale ab und bewirkt damit eine hohe Mobilfunkdämpfung“, heißt es in der Antwort. „Bei den Bestandszügen der DB Fernverkehr AG wird diese Dämpfung mittels Mobilfunk-Repeatern überwunden. Neu bestellte und zulaufende Flotten der DB Fernverkehr AG, wie beispielsweise der ICE 3neo (73 Züge bis 2029) oder ICE L (23 Züge schrittweise ab 2024) sind direkt ab Werk mit mobilfunktransparenten Scheiben ausgerüstet. Bei den Intercity 2K sind bzw. werden solche Scheiben derzeit nachgerüstet“, schreibt Wissings Ministerium.

„Noch vor einem Jahr hatte sich Verkehrsminister Volker Wissing persönlich einer besseren Mobilfunkversorgung in der Bahn verschrieben – die ersten Ziele hat er inzwischen kassiert“, sagte CDU-Verkehrspolitikerin Ronja Kemmer. „Eisenbahnunternehmen müssen ihre Schienenfahrzeuge nun erst Ende 2024 mit störfesten GSMR-Funkmodulen ausrüsten. Ohne eigene, kritische Prüfung kommt die Bundesregierung bei der Fristverschiebung den weitreichendsten Forderungen aus der Branche nach. Mir fehlt dafür schlicht jedwedes Verständnis. Ähnlich dürfte es den Bahnkunden gehen, die sich nun weitere zwei Jahre mit unterbrochenen Anrufen und wackelnden Streams herumschlagen dürfen“, sagte die Berichterstatterin der CDU/CSU-Fraktion im Bundestagsausschuss für Verkehr und Digitales.

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