Probleme bei Deutsch-Kursen Jeder zweite Zuwanderer fällt durch die Abschlussprüfung

Berlin · Der Anteil der Zuwanderer, die ihren Deutschtest im Rahmen von Integrationskursen nicht erfolgreich beenden, ist von 2016 bis 2018 deutlich gestiegen. Behörden und Politik bereitet das Sorge.

 Das Lehrbuch „Deutsch im Alltag“ liegt in einem Deutschkurs für Flüchtlinge vor einer jungen Frau auf der Schulbank (Archivbild).

Das Lehrbuch „Deutsch im Alltag“ liegt in einem Deutschkurs für Flüchtlinge vor einer jungen Frau auf der Schulbank (Archivbild).

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Die sinkende Zahl von erfolgreichen Absolventen des Deutsch-Tests für Zuwanderer bereitet Behörden und Politik Kopfzerbrechen. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage des AfD-Abgeordneten René Springer hervorgeht, haben im vergangenen Jahr 51,5 Prozent der 172.471 Migranten, die erstmalig am Deutsch-Kurs teilnahmen, das Kursziel „Sprachniveau B1“ nicht erreicht. Im Vorjahr waren es rund 48 Prozent gewesen. Im Jahr 2016 hatten knapp 38 Prozent der Teilnehmer beim ersten Mal das Kursziel verfehlt. Darüber hatte zuerst die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtet („NOZ“).

Wer den „Deutsch-Test für Zuwanderer“ mit B1 abschließt, weist laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) nach, dass er auf der unteren Stufe des Bereichs „Selbstständige Sprachverwendung“ Probleme des Alltags flexibel bewältigen kann. Also: Indem er zum Beispiel ein Gespräch aufrecht erhält und in alltäglichen Situationen ausdrücken kann, was er sagen möchte.

„Wichtig ist, dass mehr Einwanderer den Integrationskurs erfolgreich abschließen. Denn es geht nicht nur um ein Häkchen auf dem Papier, sondern darum die Menschen zu befähigen, gesellschaftlich und beruflich Fuß zu fassen“, sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU). Es sei gut, dass Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) an „konkreten Qualitätsverbesserungen“ arbeite.

Widmann-Mauz hatte im August Vorschläge für eine „Qualitätsoffensive Integrationskurse“ gemacht. Dazu zählten finanzielle Anreize für Kursanbieter und Lehrkräfte, „damit ausreichend Alphabetisierungskurse angeboten werden, um den gestiegenen Bedarf zu decken.“

Die integrationspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Filiz Polat, kritisierte dagegen: „Das Bundesinnenministerium palavert zwar ständig von einer angeblichen Qualitätsoffensive, verspricht eine langwierige Evaluation, passiert ist aber bisher noch nichts.“ Nicht die Geflüchteten seien das Hauptproblem bei den Sprachkursen, sondern das mangelhafte System Bamf, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Die Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Elke Breitenbach (Linke) sagte der „NOZ“, die Entwicklung bei den Testergebnissen sei „nicht zufriedenstellend“.

(zim/dpa)
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