Ausbauzahlen 2022 veröffentlicht Rückenwind für neue Offshore-Projekte

Berlin · Nach einem Stillstand 2021 sollen nun wieder mehr Offshore-Windparks entstehen. Hintergrund ist, dass die Bundesregierung ambitionierte Zielvorstellungen hat: Bis 2030 sollen 30 Gigawatt Strom in Nord- und Ostsee erzeugt werden, derzeit sind es acht.

 Blick auf den Offshore-Windpark "Arkona" in der Ostsee vor der Insel Rügen.

Blick auf den Offshore-Windpark "Arkona" in der Ostsee vor der Insel Rügen.

Foto: dpa/Stefan Sauer

Nachdem die Branche der Offshore-Windenergie Mitte der Zehnerjahre Hochkonjunktur erlebte, hat der Zubau zuletzt dramatisch geschwächelt. Im Jahr 2021 wurde kein einziges Windrad in der deutschen Nord- oder Ostsee gebaut, auch 2020 sah es nicht viel besser aus. Doch die Trendwende ist geschafft: Insgesamt 38 neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von 342 Megawatt sind im vergangenen Jahr ans Netz gegangen. Das geht aus einer Analyse des Beratungsunternehmens Deutsche Windguard im Auftrag mehrerer Branchenverbände hervor, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde.

„Wir spüren als Branche immer noch die Zubau-Delle, die aus der letzten Bundesregierung unter Angela Merkel hervorgegangen ist und freuen uns, dass die neue Bundesregierung nun ambitionierte Ziele gesetzt hat“, sagte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes WindEnergie. 2023 wird sich dieser Trend allerdings noch nicht in der Ausbaubilanz niederschlagen, schließlich verstreichen von der Planung über den Bau bis zur Inbetriebnahme mehrere Jahre.

„Erst nach 2023 beginnt ein langsamer Anstieg, und wir setzen darauf, dass insbesondere ab 2027 der Turbo gezündet werden kann“, sagte Albers. Die Bundesregierung will bis 2030 weitere 22 Gigawatt auf See installieren, derzeit sind es acht. Bis 2035 sollen mindestens 40 und bis 2045 mindestens 70 Gigawatt installierte Leistung erreicht werden. Das sieht das neue Windenergie-auf-See-Gesetz vor.

Doch die Herausforderungen der Branche sind gewaltig. Die Projektkosten steigen, nicht zuletzt wegen der Zinswende. Auch die fragilen Lieferketten stellen ein Hindernis dar, so die Verfasser der Analyse. Zudem sei in den vergangenen Jahren aufgrund des stockenden Zubaus bei Personal und Infrastruktur gespart worden. Das räche sich nun. „Für uns in der Branche ist es ausgesprochen wichtig, dass es einen kontinuierlichen, gleichbleibenden Zubau gibt und auch der politische Rahmen verlässlich bleibt“, sagte Albers weiter. Die deutschen Firmen würden unter Druck stehen, weil etwa in China und den Vereinigten Staaten gewaltige Offshore-Offensiven geplant seien.

Die Bundesregierung müsse daher die Rahmenbedingungen für den Ausbau verbessern, so die Verbände. Die 2022 eingeführte Gebotskomponente erhöhe jedoch die Risiken für Investoren. Projektentwickler müssen demnach, ähnlich wie bei der Versteigerung von Mobilfunklizenzen, für die Flächen Geld bieten. „Dieses Geld muss am Ende durch die Unternehmen zurückverdient werden und das geht natürlich nur über den Strompreis. Die Gebotskomponente erhöht die Strompreise - und das passt aus unserer Sicht nicht in die Zeit“, sagte Stefan Thimm, Geschäftsführer des Bundesverbands der Windparkbetreiber Offshore.

Die Industriestrategie müsse konsequent auf die Ziele der Energiewende ausgerichtet werden. Häfen müssten ausgebaut werden und es würden Werften gebraucht, in denen Konverter-Plattformen, also Umspannstationen fürs offene Meer, gebaut werden können. „Andernfalls geht es so weiter wie in der Vergangenheit, dass die Aufträge zum Bau von Werften und Schiffen ins Ausland gehen“, sagte Thimm.

Zum Hintergrund: Der Löwenanteil deutscher Offshore-Windenergie kommt mit sieben Gigawatt von Anlagen in der Nordsee. Unter den Bundesländern hat Niedersachsen die Nase vorn, gefolgt von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Die meisten Windparks haben nach Verbandsangaben einen Abstand von mindestens 40 Kilometer zur Küste.

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