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Ärger unter Thüringens Wahlkämpfern Der Seelen-Striptease des Dieter Althaus

Erfurt (RPO). Das Gentlemen's Agreement von Dieter Althaus mit seinen politischen Kontrahenten über seinen Skiunfall war eindeutig. Bisher. Man werde im Wahlkampf nicht darüber sprechen, hatte man sich verständigt. Doch Thüringens Ministerpräsident von der CDU kann sich offenbar nicht an das Fairness-Gebot mit SPD und Linken halten.

Das ist Dieter Althaus
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Die politischen Gegner von Dieter Althaus sind sauer: Erstaunlich offen plauderte der Regierungschef persönlich in den vergangenen Tagen in mehreren Medien über seine Gefühle nach dem Unfall. Erst am Dienstag erschien wieder ein solcher Bericht in der Münchner Illustrierten "Frau im Spiegel".

Tägliches Gebet für Beata Christandl

Darin offenbarte Althaus, dass er jeden Tag für die bei dem Unfall am Neujahrstag zu Tode gekommene Beata Christandl bete. Erst kürzlich hatte er in seinem Wanderurlaub in Österreich das Grab der Frau besucht, die nach dem Zusammenstoß mit ihm auf einer Skipiste an ihren schweren Kopfverletzungen gestorben war.

Auch über den Zustand seiner Ehe mit Katharina weiß die Nation nun dank der Interviews Bescheid: Durch das Unglück habe er seine Gefühle für sie neu entdeckt, sagte Althaus. "Ich habe mich noch einmal neu in meine Frau verliebt. Unsere Ehe hat einen wichtigen zusätzlichen Impuls bekommen", sagte Althaus der "Bild"-Zeitung, der er schon vor seiner Rückkehr in die Politik im April ein Exklusiv-Interview gegeben hatte.

Matschie ermahnt erneut Althaus

Weniger harmonisch als bei den Eheleuten Althaus geht es derweil auf dem politischen Parkett im Freistaat zu. SPD-Spitzenkandidat Christoph Matschie forderte Althaus am Dienstag zum wiederholten Male auf, den Skiunfall aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Es zeuge von Doppelmoral, wenn Althaus die Mitbewerber auffordere, den Unfall nicht zum Thema zu machen und er das Unglück für seine Selbstinszenierung im Wahlkampf nutze, schimpfte der SPD-Landeschef. Er kündigte an, sein Schweigen zu diesem brisanten Thema zu brechen, wenn Althaus weiter versuchen sollte, "sich von der Rolle des Schuldigen in die Opfer-Rolle zu mogeln".

Auch Linke ist nicht begeistert

Auch bei den Linken ist man über die privaten Offenbarungen des Regierungschefs nicht gerade begeistert. Spitzenkandidat Bodo Ramelow sagte: "Das ist eine emotionale Selbstinszenierung." Althaus mache sich vom Unfallverursacher zum Opfer. Das sei für ihn "völlig inakzeptabel", kritisierte der Linke-Politiker. Im Wahlkampf komme es auf landespolitische Themen an, denen sich der CDU-Politiker komplett verweigere. Althaus' Liebe zu seiner Frau sei zwar schön, habe aber mit Politik nichts zu tun.

Naturgemäß ganz anders sieht diese Sache der CDU-Wahlkampf-Manager Andreas Minschke. Althaus habe in seinem Österreich-Urlaub Christandls Grab besucht und danach mehrere Interview-Anfragen bekommen. "Er hat den Medien geantwortet. Das hat mit Wahlkampf nichts zu tun, sondern eine Privatangelegenheit", stellte er klar und sprach von einem "völlig normalen Vorgang". Im Übrigen wisse er nichts von einer Absprache mit SPD und Linken in dieser Angelegenheit.

"Herr Althaus bricht kein Gentlemen's Agreement"

"Herr Althaus bricht kein Gentlemen's Agreement", sagte auch Regierungssprecher Fried Dahmen. Es gebe lediglich Absichtserklärungen von SPD und Linken, das Thema nicht in den Wahlkampf einzubringen. Althaus gehe mit Presseanfragen sehr offen um und wolle kein Thema ausschließen.

Ebenso wenig mit den von SPD und Linken geforderten landespolitischen Inhalten hat Althaus' Glauben an die Prophezeiungen von Wahrsagern zu tun. Vor seiner ersten Wahl habe er durch Zufall auf einem Volksfest mit einer Wahrsagerin gesprochen, sagte er der "Frau im Spiegel". "Die Frau kannte mich nicht, und trotzdem lag sie mit ihren Prognosen nicht falsch", betonte der Katholik Althaus. Angesichts der nun erneut ins Haus stehenden Landtagswahl will der Regierungschef die Frau mit den hellseherischen Fähigkeiten diesmal nicht aufsuchen. Sollte sich jedoch eine Begegnung mit ihr ergeben, werde er sich gern wieder mit ihr unterhalten, ließ der Regierungschef schon mal wissen.

(DDP)
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