Olaf Glaeseker Der Präsidenten-Flüsterer geht

Berlin · Olaf Glaeseker war mehr als nur der Pressesprecher von Christian Wulff. Der stämmige Zwei-Meter-Mann gilt als derjenige, der die Karriere des einst so braven CDU-Provinzpolitikers Christian Wulff zum angesehenen Ministerpräsidenten und zum Staatsoberhaupt erst möglich gemacht hat.

Olaf Glaeseker - enger Vertrauter im Wulff-Kosmos
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Präsidentenmacher, Einflüsterer. Vertrauter, Blitzableiter und wichtigster Berater sind die Etiketten, die dem 50-jährigen gebürtigen Oldenburger angeheftet werden. Nicht zu unrecht. Olaf Glaeseker verlässt nun den Platz, den er seit 1999 nicht mehr verlassen hat. Den an der Seite von Christian Wulff.

Für Christian Wulff dürfte der Verlust mitten in der schwierigsten Phase seines politischen Lebens groß sein. Olaf Glaeseker ist nicht nur in der Medienbranche bestens vernetzt und angesehen, er war auch ein persönlicher Vertrauter, ja Freund, des Präsidenten.

Es war Glaeseker, der die Trennung des Katholiken Wulff von seiner ersten Frau und die neue Beziehung zu einer Jüngeren 2006 und 2007 als rührige Liebesgeschichte medial in Szene setzte, die bunten Blätter auf seine Seite zog und so Blessuren in den strukturkonservativen Teilen Niedersachsens vermeiden konnte.

Aus dem netten, aber harmlosen CDU-Oppositionspolitiker Wulff formte Glaeseker den integren, anständigen Politiker, Typ "Schwiegersohn", der sich nach zwei Niederlagen zum Ministerpräsidenten kämpfte und fortan bundesweit als Merkel-Alternative gehandelt wurde.

Geschickt ließ Glaeseker, einst Bonner Korrespondent der "Augsburger Allgemeinen", Wulff aus Hannover Pfeile Richtung Berliner Kanzleramt werfen, um sich als Ersatzkanzler im Gespräch zu halten. Gleichzeitig kokettierte Wulff mit seinem fehlenden Machtwillen und seiner Liebe zur Heimat. Jahrelang rangierte Christian Wulff so in den den politischen Beliebtheitsskalen auf vorderen Plätzen.

Im höchsten Amt angekommen, ist es Glaeseker gewesen, der das Thema Integration für den Bundespräsidenten entdeckt hat, auch wenn Christian Wulffs berühmtester Satz "Der Islam gehört auch zu Deutschland" von ihm selbst stammen soll. Nun verlässt Glaeseker das Schloss Bellevue. Auf eigenen Wunsch. Einen offiziellen Grund teilte das Amt nicht mit.

Hinter den Kulissen werden Differenzen zwischen Wulff und Glaesker über den Umgang mit der Affäre ausgemacht. Glaeseker fühlte sich angeblich nicht ausreichend informiert über die Unternehmerkontakte Wulffs. Und der mediale Ansturm überforderte ihn offenbar. "So viel Schmutz habe ich noch nie gesehen", klagte Glaeseker jüngst einem Bekannten über die Medien, die sich auf die Affäre stürzten.

600 schriftlich formulierte Fragen lagen dem Pressesprecher zur Kreditaffäre und möglichen Kontakten Wulffs zu Unternehmern vor. Angeblich suchten Journalisten auch in Glaeskers privatem Umfeld nach belastbarem Material gegen Wulff. Glaesker wollte das seiner Familie nicht antun. Und ging. Zurück bleibt ein Präsident in der Krise.

(csr)
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