Nato-Luftschlag in Afghanistan Der Offizier, der das Bombardieren befahl

Berlin (RP). Freundlich, zurückhaltend, besonnen. So beschreiben die Soldaten, die täglich mit ihm zu tun haben, Oberst Georg Klein. Der 48-jährige Bundeswehroffizier im Generalstab hat den herausforderndsten Job, den die Truppe im militärischen Bereich momentan zu vergeben hat: Chef des Wiederaufbauteams im nordafghanischen Kundus.

 Oberst Georg Klein steht seit des Befehls zum Luftschlag in der Kritik.

Oberst Georg Klein steht seit des Befehls zum Luftschlag in der Kritik.

Foto: AP, AP

"Alles andere als ein Hasardeur", beschreibt ihn ein Kamerad, der ihn seit vielen Jahren kennt. Doch nun wird Klein von Kriegsgegnern mit dem Vorwurf konfrontiert, ein "Massaker" angerichtet zu haben. Die Staatsanwaltschaft prüft die Aufnahme eines Ermittlungsverfahrens wegen eines Tötungsdeliktes. Denn Klein forderte in der Nacht zu Freitag die Bombardierung der beiden von Taliban entführten Tanklaster an. Er stand vor der Frage, wie er die möglicherweise drohende Attacke des deutschen Camps durch zwei riesige rollende Bomben rechtzeitig stoppen sollte. Und er ist sich auch drei Tage nach den dramatischen Vorgängen noch sicher, richtig gehandelt zu haben. Das würden auch die Untersuchungen im Detail bestätigen.

Klein kam zur Bundeswehr, als an Auslandseinsätze noch kein Denken war: 1980. Zehn Jahre vor der Wiedervereinigung ahnte er noch nichts davon, dass er einmal Chef des Stabes der "Dreizehnten" werden würde, der 13. Panzergrenadierdivision in Leipzig, und dass diese wenige Monate nach seinem Amtsantritt für gut ein Jahr den Kern der Isaf-Präsenz in Kundus stellen würde — mit ihm als Kommandeur.

1993 hatte er es bis zur Generalstabsausbildung in Hamburg geschafft, er machte Erfahrungen als Bataillonskommandeur der Panzertruppe, versah Dienstposten unter anderem in Brüssel, Köln und Koblenz. Als er im März in Kundus den Befehl übernahm, hatte sich die Sicherheitslage bereits dramatisch verschlechtert. Im August sagte er unmissverständlich: "Es vergeht fast kein Tag mehr, an dem nicht geschossen wird." Jeden Moment müssten die Soldaten draußen mit Angriffen rechnen, mit Raketenbeschuss selbst dann, wenn sie im Lager seien.

(RP)
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