Kommentar zu Steinbrück Der dünnhäutige Kandidat

Als "Heulsusen" hat Peer Steinbrück einst die eigenen Parteifunktionäre bezeichnet. Der Hang zum Lamento ist SPD-immanent. Mit Genuss werden Verschwörungstheorien präsentiert, wenn es für die traditionsreiche Partei mal nicht so gut läuft.

Das ist Peer Steinbrück
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Man ziehe einen "Flunsch" angesichts der Popularität der Kanzlerin, hat Peer Steinbrück in Richtung seiner eigenen Parteifreunde mal gesagt. Nun ist es der Kandidat, der angesichts der Nebentätigkeits-Debatte ein sauertöpfisches Gesicht zieht. Peer Steinbrück wittert eine Medienkampagne und will so seine sinkenden Umfragewerte erklären.

Der Mann, der Parteifreunde, Gegner und Medienvertreter gerne hart angeht, beim Spötteln über die eigenen Parteikollegen auch mal unter die Gürtellinie abrutscht, hält plötzlich die Hitze in der Küche eines Kanzlerkandidaten nicht aus.

Die Fakten: Eine Partei, die gegen die Spaltung von Reich und Arm wettert, muss eine Debatte darüber ertragen, dass ihr Kanzlerkandidat Millionen mit Vorträgen bei Banken verdient hat, anstatt im Bundestag seiner Arbeit nachzugehen. Dass Peer Steinbrück auch mit seinen Büchern Geld verdient hat, ist in Ordnung und in den meisten Medien gar nicht skandalisiert worden. Also kein Grund zur Aufregung.

Herr Steinbrück sollte sich lieber überlegen, wie die Sozialsysteme in Deutschland demografiefest gemacht werden können, wie mittelständische Betriebe in einer sich abschwächenden wirtschaftlichen Entwicklung gestärkt und Einwanderung wachstumsfördernd gesteuert werden kann.

Wie lässt sich Europa solidarisch umbauen, ohne dass ein, zwei oder drei Länder dauerhaft für andere haften müssen? Wie lässt sich die arbeitnehmerfeindliche kalte Progression im deutschen Steuerrecht abmildern und die Rente zukunftsträchtig gestalten? Das sind Fragen, denen sich ein SPD-Kanzlerkandidat dringend widmen sollte. Dann diskutiert die Öffentlichkeit vielleicht auch wieder über Haupt- und nicht mehr über Nebentätigkeiten.

(brö)
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