Nach Treffen mit Kritikerin Jens Spahn will nicht einen Monat von Hartz IV leben

Karlsruhe · Auge in Auge: Die Hartz-IV-Kritikerin Sandra Schlensog hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine von rund 210.000 Menschen unterzeichnete Online-Petition übergeben. Die beiden trafen sich am Samstag zu einem Gespräch in Karlsruhe.

 Spahn und Schlensog begrüßen sich in Karlsruhe.

Spahn und Schlensog begrüßen sich in Karlsruhe.

Foto: dpa, ssd sab

Nach dem Gespräch teilte Spahn mit, dass er nicht ausprobieren wolle, wie es sich anfühlt, einen Monat lang von Hartz IV zu leben. Schlensog übergab dem CDU-Politiker die Petition mit rund 210.000 Unterschriften, in der er dazu aufgefordert worden war. Mit seiner Äußerung, Hartz IV bedeute nicht Armut, hatte der Minister viel Kritik auf sich gezogen.

 Sandra Schlensog (Archivbild).

Sandra Schlensog (Archivbild).

Foto: dpa, mut bwe

Der Minister nannte es in einer schriftlichen Erklärung nach dem Treffen bemerkenswert, wie viele Unterschriften zusammengekommen sind. "Allerdings denke ich, dass es viele Bürger eher als Farce empfänden, wenn ich als Bundesminister versuchte, für einen Monat von Hartz IV zu leben. Denn zu offenkundig käme mein beruflicher Alltag auch dann der realen Lage eines Hartz-IV-Empfängers nicht nahe."

Er räumte ein, es sei ohne Zweifel schwierig, von Hartz IV zu leben. Schlensog nannte es schade, dass Spahn sich auf das Experiment nicht einlasse, seine Einwände seien aber nicht völlig von der Hand zu weisen.

Vor dem Treffen in der Wohnung der 40-Jährigen demonstrierten etwa 100 Menschen in der Innenstadt. Die Teilnehmer forderten mehr Geld und eine bessere Behandlung von Beziehern der Sozialleistung. "Wir sind hier, weil es Zeit ist aufzustehen", sagte Schlensog bei dem Protest in der badischen Stadt.

Schlensog warf dem Minister vor, mit seinen Aussagen auf denen herumzutrampeln, die sich am wenigsten wehren könnten. "Herr Spahn, leugnen Sie nicht weiter die Armut, die Hartz IV verursacht. Schämen Sie sich", sagte sie.

(felt)
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