Bundeswehr verlässt Kundus De Maiziere und Westerwelle in Afghanistan

Berlin · Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere (CDU) und Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sind zu einem unangekündigten Besuch in Afghanistan eingetroffen.

De Maizières letzter Besuch in Pul-i-Kumri
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Sie landeten am Sonntagmorgen in Masar-i-Scharif im Norden des Landes und besuchten das Feldlager Kundus, das im Laufe des Tages in afghanische Hände übergeben werden soll. De Maiziere würdigte Kundus als bedeutenden Ort für die Bundeswehr und die deutsche Gesellschaft.

Kundus sei der Ort, an dem die Bundeswehr "zum ersten Mal gekämpft hat" und auch lernen musste zu kämpfen, sagte der Verteidigungsminister nach Eintreffen in dem Feldlager. "Das war eine Zäsur - nicht nur für die Bundeswehr, sondern auch für die deutsche Gesellschaft."

Die Bundeswehr sei von Kundus geprägt worden wie von kaum einem anderen Ort, sagte de Maizière. "Hier wurde aufgebaut und gekämpft, geweint und getröstet, getötet und gefallen." Kundus werde für immer "Teil unseres gemeinsamen Gedächtnisses bleiben".

Im Rahmen des schrittweisen Rückzugs der Bundeswehr sollte der deutsche Stützpunkt im Laufe des Tages offiziell an die afghanische Seite übergeben werden. "Wir hoffen und erwarten, dass die afghanischen Sicherheitskräfte die Sicherheit in und um Kundus bewahren und notfalls wiederherstellen", sagte de Maiziere dazu. Die einheimischen Sicherheitskräfte übernähmen eine große Verantwortung.

Außenminister Westerwelle versicherte, die Arbeit Deutschlands "für eine gute Zukunft Afghanistans" ende "nicht hier". Das zivile Engagement in dem Land werde fortgesetzt.

Die Kampfeinheiten der internationalen Schutztruppe ISAF sollen Afghanistan bis Ende 2014 verlassen. Auch danach sind aber noch internationale Ausbildungs- und Unterstützungsmissionen vorgesehen, an denen sich Deutschland beteiligen will.

Der Grünen-Verteidigungspolitiker Omid Nouripour bezeichnete den Afghanistan-Einsatz in der "Bild am Sonntag" als "gescheitert". Es sei vollkommen ungewiss, "ob die afghanische Armee und Polizei bereits ab 2015 allein für Sicherheit werden sorgen können". Nouripour warnte, es zeichne sich "ein langer und blutiger Bürgerkrieg" in Afghanistan ab, "der das bisher mühsam Erreichte zerstören kann".

Auch der Vize-Vorsitzende des Bundeswehrverbands André Wüstner, äußerte sich kritisch. Die Aussage über den Abzug aller Kampftruppen bis Ende 2014 suggeriere der Öffentlichkeit, "dass jetzt alles im Lot sei und die Dekade 'Friede, Freude, Eierkuchen' bevorstehe", sagte Wüstner dem Blatt. "Das ist falsch. Die Sicherheitslage ist nach wie vor fragil."

CDU-Außenpolitiker Philipp Mißfelder sagte der Zeitung, die Bundeswehr habe sich in Afghanistan bewährt und "an Anerkennung gewonnen". Er gab zugleich zu bedenken, dass viele Ziele in dem Land nicht erreicht worden seien. "Die Erwartungen waren auch zu hoch", sagte Mißfelder.

Eine gemischte Bilanz zog der SPD-Verteidigungspolitiker Hans-Peter Bartels: "Beim Wiederaufbau ist vieles gelungen und manches schief gelaufen", sagte er dem Blatt. So seien Schulen und Straßen gebaut und die Versorgung von Kranken verbessert worden. "Aber die Aussöhnung verfeindeter politischer Gruppen und Terror-Clans konnte nicht von außen erzwungen werden."

(AFP)
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