Terror-Spekulationen De Maizière rügt Medien

Berlin (RPO). Die derzeit kursierenden Spekulationen über bevorstehende Terroranschläge sorgen zunehmend für Verärgerung. Innenminister Thomas de Maizière hat die Medien zur Zurückhaltung aufgerufen. Auch BKA-Chef Ziercke forderte eine Versachlichung von Diskussion und Berichterstattung.

 Deutschland sei weiter im Visier des Terrors, so Thomas de Maizère.

Deutschland sei weiter im Visier des Terrors, so Thomas de Maizère.

Foto: ddp, ddp

Nach Berichten über einen angeblichen Plan eines Anschlags auf den Reichstag hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) die Medien zur Zurückhaltung aufgerufen. Solche Spekulationen seien "unverantwortlich", sagte de Maizière am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". "Eine Story darf nicht so wichtig sein wie die Sicherheit der Bevölkerung und das Spielen mit Ängsten." Er werde Spekulationen über Anschlagsziele nicht kommentieren.

Jedem Hinweis werde nachgegangen, sagte de Maizière weiter. "Aber wir würden ja gerade das Geschäft der Terroristen betreiben, wenn wir jeden Hinweis so öffentlich machen, dass Angst und Schrecken verbreitet wird." Der Innenminister rief auch "alle Terrorismusexperten dieses Landes" auf, "sich doch etwas zurückzuhalten".

De Maizière hatte vergangene Woche vor einem womöglich noch in diesem Monat geplanten Anschlag gewarnt. Hintergrund waren laut einem "Spiegel"-Bericht auch telefonische Warnungen eines ausstiegswilligen Dschihadisten an das Bundeskriminalamt (BKA), nach denen die Terrororganisation Al Qaida und verbündete Gruppen bei einem Angriff auf den Bundestag Geiseln nehmen und mit Schusswaffen ein Blutbad anrichten wollen.

Ziercke verärgert

Mit Blick auf andere Medienberichte, denen zufolge die USA vor Al-Qaida-Terroristen gewarnt hätten, die möglicherweise am Montag eintreffen könnten, sagte der Minister, er werde auch dies nicht kommentieren. Er habe seine Warnung vergangene Woche aber nicht ohne Grund ausgesprochen "und auf einen Zeitpunkt, der uns als besonders interessant erscheint, Ende November, hingewiesen". Es sei aber immer Einschätzungssache, die Glaubwürdigkeit von Warnungen zu bewerten. "Sicher können wir nicht sein."

Zuvor hatte der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, verärgert auf die anhaltenden Spekulationen reagiert. Es gebe "keinen konkreten Hinweis darauf, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt, an einem bestimmten Ort in Deutschland ein Anschlag durchgeführt wird", sagte Ziercke am Samstag. Das Neue an der derzeitigen Lage sei lediglich, dass es konkrete Hinweise "auf Verdachtspersonen" gebe.

Neue Spekulationen

Der "Spiegel" hatte am Samstag berichtet, der Berliner Reichstag sei ein mögliches Anschlagsziel der Terroristen. Demnach sei es denkbar, dass eine Gruppe von Islamisten das Gebäude stürmt, mit Schusswaffen um sich feuert und Geiseln nimmt. Laut "Spiegel" habe es entsprechende telefonische Warnungen eines aussteigewilligen Gotteskriegers an das BKA gegeben.

Unterdessen schießen neue Spekulationen ins Kraut. Das ARD-Magazin "Report Mainz" berichtet unter Berufung "interne BKA-Papiere" von zwei konkreten Anschlagsplänen. In einem Fall sollen demnach zwei Attentäter einen Anschlag auf "eine Menschenmenge in einer großen Stadt" planen.

(apd/Reuters/csi/ndi)
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