Analyse der Barmer Immer mehr junge Menschen erkranken an Covid-19

Berlin · Die Zahl der Krankmeldungen junger Menschen wegen Covid-19 ist nach Daten der Krankenkasse Barmer sprunghaft gestiegen. Kassenchef Straub mahnt, dass sich junge Menschen wieder mehr an die Corona-Regeln halten müssen.

 Viele junge Leute sind aus Sicht der Barmer zu unvorsichtig geworden im Umgang mit Corona. Die Party auf dem Landwehrkanal fand bereits Ende Mai in Berlin statt.

Viele junge Leute sind aus Sicht der Barmer zu unvorsichtig geworden im Umgang mit Corona. Die Party auf dem Landwehrkanal fand bereits Ende Mai in Berlin statt.

Foto: dpa/Vincent Bruckmann

Die Zahl der jüngeren Menschen, die sich mit dem Coronavirus infizieren, ist im Vergleich zur älteren Bevölkerung deutlich gestiegen. Das geht aus einer Analyse von Krankschreibungen der Krankenkasse Barmer hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Innerhalb von vier Wochen, in der Zeit vom 21. Juni bis zum 18. Juli, sind die Fallzahlen in der Gruppe der bis zu 39-Jährigen um 31 Prozent gewachsen. Absolut kletterte die Fallzahl in diesem Zeitraum von 744 auf 978, während sie bei den Versicherten ab 40 Jahre mit nur einem Prozent Anstieg von 1942 auf 1964 akute Fälle beinahe konstant blieb.

„Die Corona-Pandemie ist keineswegs ausgestanden. Ganz im Gegenteil, die Gefahr einer zweiten Welle baut sich offensichtlich immer mehr auf“, sagte der Vorstandsvorsitzende Christoph Straub. Wenn die Abstands- und Hygieneregeln zunehmend missachtet würden, könne das Menschenleben gefährden, fügte er hinzu. Straub rief jüngere Menschen dazu auf, sich wieder verstärkt an die Corona-Regeln zu halten.

Regional gibt es weiterhin große Unterschiede, was die Krankmeldungen wegen Covid-19 betrifft. Ein Plus verzeichneten in dem untersuchten Zeitraum abermals die süddeutschen Länder – Baden-Württemberg den höchsten mit 33 Prozent und Bayern mit 28 Prozent. Allerdings gingen die Zahlen auch an der Küste hoch. In Schleswig-Holstein stiegen sie um 31 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern um 20 Prozent. Dort mussten die ersten zu Wochenbeginn geöffneten Schulen schon wieder schließen. In Hessen betrug der Anstieg 19 Prozent, in Rheinland-Pfalz sechs. In Nordrhein-Westfalen hingegen sank die Zahl der Krankmeldungen um fünf Prozent.

Mittlerweile liegt NRW aber bundesweit wieder an der Spitze, was die Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohner betrifft. Die Zahl liegt an Rhein und Ruhr bei zwölf, während es im Bundesdurchschnitt nur 6,1 sind. Das Robert-Koch-Institut berichtet von immer weniger Kreisen, die keine neuen Fallzahlen melden müssen. Im aktuellen Bericht der Behörde heißt es, bundesweit gebe es viele kleinere Ausbruchsgeschehen in verschiedenen Kreisen, die mit unterschiedlichen Situationen in Zusammenhang stünden. Genannt werden größere Feiern im Familien- und Freundeskreis, Freizeitaktivitäten, Arbeitsumfeld, aber auch Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen. „Hinzu kommt, dass Covid-19-Fälle zunehmend unter Reiserückkehrern identifiziert werden.“ Das RKI bezeichnete die die Entwicklung als „beunruhigend“. Eine weitere Verschärfung der Situation müsse unbedingt vermieden werden.

(qua)
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