Porträt des ersten Bundeskanzlers Das TV-Ereignis Konrad Adenauer

Düsseldorf · In dem sehenswerten Fernsehfilm "Konrad Adenauer" wird das Leben und politische Wirken des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland eindrucksvoll nachgezeichnet.

Der Fersehfilm "Konrad Adenauer - Stunden der Entscheidung"
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Der Fersehfilm "Konrad Adenauer - Stunden der Entscheidung"

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Konrad Adenauer war bereits 73 Jahre alt, als er 1949 zum ersten Kanzler der Bundesrepublik gewählt wurde. Ein paar Jahre könne er sich diese Bürde zumuten, zitierte der "Alte" damals seinen Arzt.

Es wurden 14 Jahre, bis er seinen Schreibtisch im Bonner Palais Schaumburg räumte. Die Popularität des gebürtigen Kölners, der 1967 starb, ist ungebrochen. Bei einer Umfrage des ZDF wurde er vor einigen Jahren zum "größten Deutschen" erkoren.

Wer war dieser ungewöhnliche Mann, der im Umgang mit Menschen zartfühlend, aber auch äußerst ruppig sein konnte? Eine Antwort darauf gibt der überaus sehenswerte Fernsehfilm "Konrad Adenauer", der heute Abend im Fernsehen gezeigt wird (siehe Info-Kasten).

"Man muss die Schwächen der Menschen mit ins Kalkül ziehen", sagt Adenauer (gespielt von Joachim Bißmeier) im Film zu seiner umstrittenen Entscheidung, Hans Globke zum Chef des Bundeskanzleramts zu ernennen. Globke hatte in der NS-Zeit einen Kommentar zu den schändlichen Rassegesetzen verfasst. Für Adenauer kein Hindernis: "Bei seiner Vergangenheit wird er immer ein absolut loyaler Mitarbeiter sein."

Adenauer hat selbst unter den Nazis gelitten, die ihn als Kölner Oberbürgermeister absetzten. Zwar konnte er seine finanziellen Ansprüche durchsetzen (von dem Erlös kaufte er das Haus in Rhöndorf), doch nach dem Attentat auf Hitler 1944 wurde er festgenommen. Er konnte zwar fliehen und untertauchen, wurde erneut festgenommen, dann aber freigelassen.

Nach dem Krieg begann der kometenhafte Aufstieg des CDU-Politikers. Sein Anteil an der Gründung der neuen interkonfessionellen Partei wird in dem Film allerdings zu leuchtend dargestellt.

In Wirklichkeit verhielt sich der frühere Zentrumspolitiker monatelang abwartend, bis ihn führende Christdemokraten — darunter Karl Arnold aus Düsseldorf — zum Mittun bewegen konnten. Mit List und Tücke (und gutem Essen) gelang es ihm, sich im Kreis führender Christdemokraten als Bundeskanzler ins Spiel zu bringen. Das Kalkül ging auf.

Für Adenauer war es keine Frage, dass sich die Bundesrepublik eng an die USA anzulehnen hatte; von "Sowjet-Russland", wie er zu sagen pflegte, schienen ihm nur Gefahren zu drohen. Gleichwohl flog er 1955 mit einer Delegation (und eigenen Köchen) nach Moskau und erreichte — abermals mit einer List — die Freigabe Tausender deutscher Kriegsgefangener.

Ergreifend die dazu gehörenden Originalaufnahmen, die im Film eingearbeitet sind. Er ist mit seinem insgesamt hohen dokumentarischen Anteil — darunter auch zum Bau der Berliner Mauer 1961 — äußerst informativ. Dazu tragen auch die Aussagen der Zeitzeugen bei — vor allem von Tochter Libet Werhahn-Adenauer und Sohn Georg.

"Der Alte muss weg", hatte die FDP schon 1961 gefordert. 1963 trat Adenauer unfreiwillig zurück. In Rhöndorf schrieb er seine Memoiren. Er ist auf dem Waldfriedhof seines Heimatortes beigesetzt.

(RP/csi/csr)
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