Vorsitz gesucht Das sind die Kandidaten fürs Spitzenamt in der SPD
Olaf Scholz (61) und Klara Geywitz (43): Der Bundesfinanzminister ist der prominenteste Kandidat für den Parteivorsitz und der wohl entschiedenste Befürworter, die Koalition mit der Union regulär bis zum Ende der Wahlperiode 2021 fortzuführen. Als einziger der Kandidaten hat er bewiesen, dass er Wahlen gewinnen kann: Zweimal führte er die SPD in Hamburg zum Sieg. Mit ihm tritt die frühere Generalsekretärin der Brandenburger SPD an. Auch sie gilt wie Scholz als Pragmatikerin. Geywitz geht jedoch mit einem Dämpfer in den Wettbewerb: Bei der Landtagswahl in Brandenburg verlor sie am Sonntag ihr Direktmandat in Potsdam an die Grünen. Sie wird dem Landtag nicht mehr angehören.
Michael Roth (49) und Christina Kampmann (39): Der Europa- Staatsminister im Auswärtigen Amt und die Ex-Familienministerin in Nordrhein-Westfalen waren die ersten, die ins Rennen gingen. Sie wollen der eigenen Partei wieder mehr Zuversicht geben und warnen davor, sich auf eine Rolle in der Opposition festzulegen. "Das löst allein kein Problem", sagte Roth dem "Handelsblatt".
Hilde Mattheis (64) und Dierk Hirschel (48): Die Bundestagsabgeordnete und der Chefökonom der Gewerkschaft Verdi treten ebenfalls für die Beendigung der Koalition ein. Beide gehören dem Forum Demokratische Linke 21 an und wollen unter anderem Hartz IV abschaffen.
Karl Lauterbach (56) und Nina Scheer (47): Der Gesundheitspolitiker und SPD-Fraktionsvize im Bundestag und die Umweltpolitikerin plädieren für ein Ende der großen Koalition. Sie wollen die Mitglieder über deren Fortsetzung entscheiden lassen. Inhaltlich setzen sie auf neue Akzente in der Umwelt-, Klima- und Sozialpolitik.
Ralf Stegner (59) und Gesine Schwan (76): Der SPD-Vizechef, der in den Medien einer der präsentesten und lautstärksten SPD-Politiker ist, tritt gemeinsam mit der Vorsitzenden der Grundwertekommission der SPD an. Stegner gilt als Koalitionskritiker, fordert aber keinen Ausstieg aus dem Bündnis, sondern macht die Entscheidung darüber davon abhängig, welche Resultate die Koalition liefert.
Norbert Walter-Borjans (66) und Saskia Esken (58): Der frühere Finanzminister von Nordrhein-Westfalen und die Bundestagsabgeordnete aus Baden-Württemberg wurden vom SPD-Landesverband Nordrhein-Westfalen nominiert. Aus dem größten aller SPD-Verbände treten Mitglieder von zwei weiteren Teams an. Aber aus den Äußerungen des Landesvorstandes ließ sich eine Präferenz für dieses Duo erkennen. Walter-Borjans wurde im Kampf gegen Steuerhinterziehung bundesweit bekannt durch den Aufkauf von Steuer-CDs aus der Schweiz in seiner Amtszeit. Esken tritt für einen Ausstieg aus der Koalition ein: "Der ewige Kompromiss nimmt uns alle Luft zum Atmen."
Boris Pistorius (59) und Petra Köpping (61): Niedersachsens Innenminister und Sachsens Integrationsministerin haben die Unterstützung des mitgliederstarken Landesverbandes Niedersachsen. Sie werben für sich mit einer großen Steuer- und Sozialabgabenreform zur Entlastung der Mittelschicht. Die beiden Pragmatiker wollen die große Koalition nur aufkündigen, wenn es dafür einen "guten inhaltlichen Grund" gibt.
Karl-Heinz Brunner (66): Der Bundestagsabgeordnete aus Bayern begründete seine Kandidatur vor zwei Wochen mit einem "deutlichen Überhang der GroKo-Gegner und des linken Parteispektrums" im Bewerberfeld. Er gehört seit 2013 dem Bundestag an und vertritt dort den Wahlkreis Neu-Ulm, Günzburg und Unterallgäu.
Simone Lange (42) und Alexander Ahrens (53): Die Oberbürgermeisterin von Flensburg erzielte auf dem Parteitag im April 2018 mit fast 28 Prozent Zustimmung mehr als einen Achtungserfolg, als sie bei der Wahl zum Parteivorsitz als einzige Herausforderin gegen Andrea Nahles antrat. Ihr Team-Partner ist Oberbürgermeister von Bautzen. Die beiden haben ihre Kandidatur am Tag der Vorstellung der Kandidaten überraschend zurückgezogen. Sie wollen nun Wahlkampf für das Kandidaten-Duo Walter-Borjans und Esken machen.