Alexander Dobrindt und die #datenautobahn Das Netz lästert über den neuen Internet-Minister

Berlin · Es sollte eigentlich ein Zeichen des Aufbruchs werden: Erstmals gibt es einen Minister, der sich auch um digitale Belange kümmern soll. Und dennoch macht sich im Netz Häme breit. Nicht nur, weil das Thema Internet beim Verkehrsministerium angesiedelt wird, sondern auch, weil Alexander Dobrindt das Ressort leiten soll.

Das ist Alexander Dobrindt
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Foto: dpa, Maurizio Gambarini

Innerhalb der CSU gilt Dobrindt eindeutig als Gewinner. Denn er hat es geschafft, in die Riege der Bundesminister aufzusteigen. Und er darf das wichtige Verkehrsressort übernehmen, während sein Vorgänger Peter Ramsauer aufs Abstellgleis gestellt wird. Zumal das Ministerium nun auch noch um den Bereich der digitalen Infrastruktur erweitert wird. Angesichts der aktuellen Berichte rund um NSA und Co. eine wahre Herausforderung.

In den sozialen Netzen aber glauben nur die wenigsten, dass ausgerechnet Dobrindt dieser Aufgabe gewachsen sein könnte. Schließlich hat er sich einen Namen als Scharfmacher gemacht, der die FDP als "Gurkentruppe" bezeichnete und die Grünen als "Steinewerfer". Zudem trägt er sein konservatives Profil (er ist etwa gegen die Homo-Ehe) gern nach außen. Und so bekommt er von den Usern derzeit vor allem eines zu spüren: jede Menge Häme.

Renommierte Neueinsteiger und Experten
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"Das Tragen einer Nerd-Brille ist keine Qualifikation zur Leitung des Internetressorts, liebe #CSU!", bemerkt etwa ein User auf Twitter zu der Personalie Dobrindt. Ein anderer twittert, das würde ja passen zur Verteidigungsministerin, deren Beruf ja eigentlich Ärztin sei. Und überhaupt, wenn für die Kanzlerin das Internet Neuland sei, dann würde der CSU-Politiker gut in das Ressort passen, so der spöttische Kommentar eines Users.

Hallo Herr #Dobrindt. Ich gebe Montags Abends IT-Kurse für Rentner, schließen Sie sich doch an, da lernen Sie die Grundlagen des WWW.

Der Spott kommt nicht von ungefähr, schließlich hatte Dobrindt sich noch nicht wirklich als Netzkenner hervorgetan. Einen Twitter-Account hat er nicht, bei Facebook hat er gerade einmal rund 3000 Fans, sein letzter Eintrag stammt vom September, vom Tag der Bayern-Wahl. Nur in einer Kolumne im Parteiblatt "Bayernkurier" hatte er die "Digitalisierung der Welt" kürzlich als "gigantisches Projekt von Politik und Wirtschaft" bezeichnet und die Situation mit der Lage der Luftfahrtindustrie vor ein paar Jahrzehnten verglichen.

Doch nicht nur seine Personalie selbst stößt den Intermet-Nutzern auf, sondern auch, dass das Thema digitale Infrastruktur beim Verkehrsministerium angesiedelt ist. Und so machte schnell der Hashtag #datenautobahn die Runde. In Erinnerung an den Altkanzler Helmut Kohl, der 1995 gefragt worden war, wie er zum Ausbau der Datenautobahn stehe und antworte, Straßenbau sei Ländersache.

"Ob #Dobrindt dann zur Eröffnung des Teilabschnitts Altötting-Töging der #Datenautobahn feierlich das Glasfaserkabel durchschneidet?", fragt etwa ein User spöttisch auf Twitter. "Minister für Verkehr und Internet. Denken wie in den 90ern", bemerkt ein User auf Facebook.

@BMVBS u #Dobrindt kümmert sich in Zukunft um die #Datenautobahn. Wie heißt es im Radio? Mit Verkehrsbehinderungen ist zu rechnen. #GroKo

Auch die NSA wird in den Spott rund um Dobrindt einbezogen. Eine der ersten Maßnahmen, die der CSU-Politiker anweise, so ein Twitterer, sei Flüsterasphalt für die Datenautobahn — "auf dem hört die NSA weniger".

Freue mich auf die langen Gesichter bei der #NSA wenn sie bald Daten-Maut für Ausländer zahlen muss. Internetminister #Dobrindt regelt das.

Andere erinnern an die Autobahn-Maut für Ausländer und fragen, ob die nun auch für das Internet eingeführt wird. Oder sie warnen davor, dass auf der Datenautobahn jede Menge Unfälle drohen.

Ob dieser Spott anhält, das wird sich in den nächsten vier Jahren zeigen. Zumal Dobrindt eben auch beim eigentlichen Thema seines Ressorts, der Verkehrsinfrastruktur, eine Menge zu tun haben wird.

(das)
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