Hintergrund Erika Steinbach im Kurzportrait

In Deutschland wenig bekannt, in Polen gehört sie zu den bekanntesten Deutschen - und den umstrittesten: Erika Steinbach, bis November 2014 Präsidentin des Bunds der Vertriebenen (BdV), steht häufig im Kreuzfeuer. Lange Jahre war sie Mitglied der CDU, im Januar 2017 kehrte sie der Partei den Rücken und trat aus.

Die ehemalige CDU-Politikerin fällt regelmäßig durch umstrittene Aussagen aus. So sprach sie beispielsweise von einem "Völkermord" an den Deutschen in Jugoslawien. 1990 stimmte sie im Bundestag gegen den deutsch-polnischen Grenzvertrag, 1997 gegen eine deutsch-tschechische Aussöhnungserklärung.

Steinbach gilt auch in Fragen abseits der Vertriebenen-Frage als stramm konservativ: So trat sie aus der Evangelischen Kirche aus, um gegen den Segen zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zu protestieren. Gegenüber Rechtsradikalen grenzte sich Steinbach jedoch wiederholt ab. Es gäbe rechtsradikale Kräfte, die versuchten, den BdV für ihre Zwecke zu unterwandern, warnte sie 2000.

Als Steinbach am 1. Mai 1998 zur BdV-Präsidentin gewählt wurde, war dies in zweierlei Hinsicht etwas Neues: Zum ersten Mal bekam der Verband eine Frau als Vorsitzende. Außerdem war sie die erste BdV-Präsidentin ohne Erinnerung an die Vertreibung. Bis November 2014 blieb sie in dem Amt.

Kritiker warfen ihr vor, dass sie nicht aus einer alteingessesenen westpreußischen Familie stammt: Ihr Vater wurde als Besatzungssoldat in Westpreußen stationiert, ihre Mutter dorthin dienstverpflichtet. Dem Vorwurf, gar keine Heimatvertriebene zu sein, entgegnete sie: "Man muss kein Wal sein, um sich für Wale einzusetzen". Medien kritisierten sie dagegen unter anderem als "PR-Tante der Vertriebenen" (taz) oder "Berufsvertriebene" (Süddeutsche Zeitung).

Seit 1990 saß Steinbach für die CDU im Deutschen Bundestag. Sie fungierte als Sprecherin für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und gehörte dem Fraktionsvorstand an.

Für Spitzenpolitiker der Union gehört der "Tag der Heimat" des BdV immer noch zu einem Pflichttermin. Bundeskanzlerin Angela Merkel erhielt von Steinbach beim "Tag der Heimat" im August 2014 in Berlin die Ehrenplakette in Gold.

Am 14. Januar 2017 kündigte Steinbach ihren Austritt aus der CDU und der Unionsfraktion im Bundestag an. Als Grund nannte sie unter anderem die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung.
