Spezial-Container nötig Das größte Problem für die Corona-Schutzimpfung ist die Kühlung

Berlin · Bund und Länder bauen bereits die Infrastruktur für Massenimpfungen auf. Die herkömmliche Kühltechnik ist jedoch von den Anforderungen für den Impfstoff überfordert. Er braucht Temperaturen, die dreimal kälter sind als gewöhnliche Kühltransporter leisten.

 Ein Impfstoff gegen Corona beim Test im Institut für Tropenmedizin in Tübingen.

Ein Impfstoff gegen Corona beim Test im Institut für Tropenmedizin in Tübingen.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Nach dem Durchbruch der Firma Biontech laufen die Vorbereitungen für die Corona-Schutzimpfungen in Deutschland auf vollen Touren. Bis zum Wochenende sollen die Bundesländer dem Gesundheitsminister anzeigen, an welchen 60 Orten in Deutschland die Millionen von Impfdosen entgegengenommen werden sollen. Bis zum Jahresende wollen die Behörden die Infrastruktur aufgestellt haben und auch klären, wo Impfzentren eingerichtet werden.

Auch die Bundeswehr prüft auf Bitten des Gesundheitsministeriums, ob sie im Zuge der Amtshilfe Platz für das Lagern von BNT162b2 hat, wie der Impfstoff derzeit abgekürzt wird. Denn es geht um 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung, die von der Infektion genesen oder gegen sie geimpft sein müssen, um das Virus im Alltag zu überwinden. Das sind 50 bis 58 Millionen Menschen, die im Abstand von mehreren Wochen zwei Impfdosen bekommen müssen. Es geht also um eine dreistellige Millionenzahl von Impfungen. Biontech und sein amerikanischer Partner Pfizer rechnen damit, in diesem Jahr die ersten 50 Millionen und im nächsten weitere 1,3 Milliarden Dosen ausliefern zu können.

Allerdings gibt es ein Problem, das nicht so profan zu lösen ist: Wo kommen so schnell so viele Super-Kühlgeräte her? Zwar hat Deutschland eine große Erfahrung mit Kühlketten. Allein die Firma bofrost im niederrheinischen Straelen lässt aus ihren 115 Niederlassungen mit 2789 Kühlfahrzeuge ihre 2,2 Millionen Kunden mit tiefgekühlter Ware versorgen. Allerdings kühlen die Spezialtransporte die Ware auf minus 18 Grad runter, werden die Produkte bei minus 24 Grad gelagert. Das ist viel zu warm für den Corona-Killer: Die Impfstoffe brauchen mindestens minus 60 Grad, die Behörden planen sicherheitshalber mit minus 80 Grad.

In der Industrie sind die Spezialhersteller dünn gesät. Manche werben damit, ganz besonders leistungsfähige Kühlcontainer ausleihen zu können, die „zur Erzeugung extrem tiefer Temperaturen bis minus 45 Grad“ geeignet seien. Auch die scheiden also aus. Also werden Spezialcontainer-Lösungen gebraucht, wie sie jetzt schon für den Laborbedarf verfügbar sind. Doch die kosten. Die Rede ist vom Gegenwert eines Autos pro Exemplar.

Auch die Lufttransportbranche steckt in den Vorbereitungen zur weltweiten Verteilung. Allerdings werden die Vakzine nicht einfach zugeladen werden können. Die Extrem-Temperaturen werden nämlich bei den Spezialcontainern mit Trockeneis erzeugt, das natürlich auch im Flug CO2 produziert und damit Crew und Passagieren die Luft zum Atmen nimmt. Und es bringt einiges an Gewicht auf die Waage, sodass pro Frachtflieger nur wenige Container verschickt werden können. Dürften diese Probleme in Deutschland noch zu meistern sein, sieht es in den Entwicklungsländern Afrikas extrem schlecht aus. Hier ist die Medizin stolz darauf, Impfdosen selbst bei 45 Grad Außentemperatur auf 0 Grad herunterzubringen. Das Kinderhilfswerk Unicef lässt gerade eine Milliarde Spritzen besorgen. Aber eine Lösung für einen Tiefstkühltransport mit anschließender Zwischenlagerung im großen Stil ist noch nicht in Sicht.

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