Coronavirus in Fleischindustrie Integrationsbeauftragte Widmann-Mauz fordert mehr Schutz für ausländische Arbeitskräfte

Berlin · Dass die Werkverträge, die in der Fleischindustrie, in der Baubranche, in der Logisitik und anderswo gemacht werden, ausbeuterischer sind, ist seit langem bekannt. Angesichts der massenhaften Ausbreitung des Coronavirus könnte sich endlich etwas ändern.

 Der massenhafte Ausbruch des Coronavirus bei Tönnies ist Anlass für die Politik die Arbeitsbedingungen für ausländische Arbeitskräfte zu überprüfen.

Der massenhafte Ausbruch des Coronavirus bei Tönnies ist Anlass für die Politik die Arbeitsbedingungen für ausländische Arbeitskräfte zu überprüfen.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Angesichts der massenhaften Verbreitung des Coronavirus in Schlacht- und Lebensmittelbetrieben hat die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), bessere Arbeitsbedingungen für ausländische Arbeitskräfte gefordert. „Wer nach Deutschland kommt und hier schwerste Arbeiten verrichtet, muss vor Gesundheitsrisiken und Arbeitsausbeutung geschützt werden“, sagte Widmann-Mauz unserer Redaktion. Es sei höchste Zeit, die Arbeits- und Wohnbedingungen zu verbessern, damit solche Fälle nicht mehr vorkämen. Weiter forderte die CDU-Politikerin: „Gleichzeitig braucht es wirksame Kontrollen auf allen Ebenen und Beratung und Unterstützung auch in der Muttersprache.“ Dazu verwies sie auf Informationen in 21 Sprachen auf ihrer Webseite.

Im Fall des Großschlachtbetriebs Tönnies wurde einmal mehr klar, dass die Arbeitskräfte aus dem Ausland in der Regel über Werkverträge durch Subunternehmer beschäftigt werden. Viele von ihnen kennen ihre Rechte nicht und können diese aufgrund von Sprachbarrieren auch nur schwer einfordern. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte bereits angekündigt, bei den Werkverträgen „aufzuräumen“ und ein Arbeitsschutzprogramm für die Fleischindustrie vorgelegt.

Widmann-Mauz verwies auf die Bedeutung der ausländischen Arbeitskräfte für die Wirtschaft. „Corona hat einmal mehr gezeigt, wie sehr Deutschland in systemrelevanten Branchen auf Arbeitskräfte aus der EU, aus Mittel- und Osteuropa, angewiesen ist.“ Eine Million Menschen kämen jedes Jahr nach Deutschland, um in der Lebensmittelbranche, der Baubranche, in Logistik, Landwirtschaft oder im Pflegewesen zu arbeiten. „Ohne ihre Arbeitskraft würden viele Bereiche unserer Gesellschaft nicht funktionieren.“

(qua)
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