Ärger um „Killervarianten“-Prognose Lauterbach mutiert zum Corona-Orakel

Meinung | Düsseldorf · Karl Lauterbach hat mit Warnungen vor einer möglichen Corona-„Killervariante“ Kritik auf sich gezogen. Offenbar ist sich Lauterbach der fatalen Wirkung seiner Äußerung nicht bewusst. Lauterbach schafft Unsicherheit. Von Ministern werden aber Antworten erwartet.

 Karl Lauterbach Anfang April vor der Bundespressekonferenz.

Karl Lauterbach Anfang April vor der Bundespressekonferenz.

Foto: Jens Krick / dpa

Karl Lauterbach gefällt sich in der Rolle des Corona-Mahners. Wie oft hat der Gesundheitsexperte während der Pandemie schon gewarnt und häufig auch Recht behalten. Doch nun scheint der SPD-Politiker mit Professur, den seine TV-Popularität ins Ministeramt brachte, von allen guten Geistern verlassen zu sein. Was Lauterbach jetzt orakelhaft kundtat, halten namhafte Virologen zumindest für unseriös.

Offensichtlich scheint sich der Mediziner der fatalen Wirkung nicht bewusst zu sein, die seine Warnung vor einer Killervariante im Herbst auslöst. Die allgemeine Verunsicherung nimmt zu, zu widersprüchlich sind die Signale aus der Politik: Den Lockerungen folgen Warnungen. Die Freizügigkeit, so die Botschaft, könne bereits in wenigen Monaten ein Ende haben. Da hilft es auch nicht, dass Lauterbach eine Impfung für alle mit dem Omikron-Impfstoff ins Gespräch bringt. Der soll, ursprünglich bereits für Ende März versprochen, im September verfügbar sein. Ist diese Ankündigung verlässlich?

Karl Lauterbach agiert noch immer so, wie er es über Jahre in den Talk-Shows erfolgreich praktiziert hat. Er stellt Behauptungen in den Raum, fordert Handeln ein. Dabei bleiben viele Fragen offen. Was Lauterbach vergisst, ist seine veränderte Aufgabenstellung. Von einem Gesundheitsminister wird erwartet, dass er Antworten gibt. Für das Ampel-Kabinett, so scheint es, wird Lauterbach immer mehr zum Problem. Seine Beliebtheitswerte sinken, weil sein Zickzackkurs kaum nachvollziehbar ist.

Vielleicht aber hat das Gerede von der Killervariante sogar etwas Gutes. Das gerade erst beschlossene Infektionsschutzgesetz, von vielen als unzulänglich bemängelt, soll nachgebessert werden. Ob Lauterbach dieser Ankündigung Taten folgen lässt, wird sich zeigen.

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