Korruptionsprozess Glaeseker und Wulff sehen sich vor Gericht wieder

Hannover · Am Montag beginnt in Hannover der Prozess gegen den Ex-Sprecher von Christian Wulff. Olaf Glaeseker wird Bestechlichkeit vorgeworfen. Unter den geladenen Zeugen ist auch der Ex-Bundespräsident.

Christian Wulff beim Prozessauftakt
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Seit mehr als eineinhalb Jahren haben sich Christian Wulff und Olaf Glaeseker nicht mehr gesehen. Wulff hatte seinen "siamesischen Zwilling", wie er Glaeseker selbst einst nannte, im Juni 2012 noch zu seiner Feier zum 53. Geburtstag in Hannover eingeladen. Seither haben sie nichts mehr voneinander gehört. Doch eine Ende der Funkstille ist absehbar: Anfang Februar wird Wulff nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur als Zeuge im Korruptionsprozess gegen seinen einstigen Vertrauten aussagen.

Mit dem am kommenden Montag beginnenden Verfahren erreicht der zweite große Korruptionsprozess innerhalb weniger Wochen den Verhandlungssaal 127 im Landgericht Hannover. Seit dem 14. November sitzt hier bereits Wulff selbst mindestens einmal pro Woche auf der Anklagebank. Ihm wird Vorteilsannahme im Amt als niedersächsischer Ministerpräsident vorgeworfen, weil er sich 2008 vom Filmfinancier David Groenewold einen Teil seiner Hotelrechnung während eines Oktoberfestbesuches bezahlen ließ. Im Gegenzug soll er laut Staatsanwaltschaft Hannover für ein Filmprojekt geworben haben. Wulff bestreitet das und verweist auf eine Freundschaft ohne Gegenleistungen.

Auch im Verfahren gegen Glaeseker geht es um Freundschaft, Gefallen und Geld. Die Staatsanwaltschaft wirft Glaeseker Bestechlichkeit vor. Der damalige Wulff-Sprecher soll dem Partymanager Manfred Schmidt von 2007 bis 2009 bei der Sponsorensuche für das Promi-Fest "Nord-Süd-Dialog" geholfen haben. Schmidt soll damit rund eine Million Euro Gewinn gemacht haben. Im Gegenzug soll er Glaeseker laut Staatsanwaltschaft "als Belohnung" zu neun Urlauben in seine Häuser nach Spanien und Frankreich eingeladen sowie 19 Freiflüge im Gesamtwert von etwa 12.000 Euro verschafft haben.

Glaeseker und Schmidt streiten dies ab - ihre Freundschaft sei deutlich älter als der "Nord-Süd-Dialog". Zudem handele es sich bei den Häusern in Spanien und Frankreich nicht um Feriendomizile, sondern um Schmidts jeweilige Wohnorte. Die Sponsorensuche sei auch keine Diensthandlung gewesen, sondern eine Privathandlung im Landesinteresse. Rund 650.000 Euro Sponsorengelder soll Glaeseker für die Feier akquiriert haben.

Glaesekers Aufeinandertreffen mit Wulff dürfte - abgesehen von der Urteilsverkündung - der Höhepunkt des Verfahrens sein. Bislang erscheint die Zeugenliste für die 18 Verhandlungstage übersichtlich. Viele prominente Namen wie der des damaligen baden-württembergischen Regierungschefs Günther Oettinger - er war wie Wulff Schirmherr der Veranstaltungen - fehlen bislang. Auch Vernehmungen von Wulffs Ehefrau Bettina oder seines Nachfolgers in Niedersachsen, Ex-Ministerpräsident David McAllister, sind noch nicht geplant.

Bekannt ist nur Fernsehmoderatorin Sabine Christiansen, die ebenfalls seit vielen Jahren eine Freundschaft mit Schmidt pflegt. Ein Gerichtssprecher betonte aber, dass die Zeugenliste bei Bedarf jederzeit erweitert werden könne.

Wulff hat sich gegenüber der Justiz bereits ausführlich zu den Vorwürfen gegen Glaeseker geäußert. Vier Tage nach dem letzten Treffen 2012 sagt er der Staatsanwaltschaft, dass er von Glaesekers Freundschaft mit Schmidt ebenso wenig gewusst habe wie von den Besuchen in Spanien und Frankreich. Die spannende Frage ist nun - da sind sich Prozessinsider einig - ob Wulff vor Gericht bei seiner Aussage bleibt oder ob er seine Einlassung präzisiert und dadurch Glaeseker entlastet. Denn es gibt Zweifel an seiner Unkenntnis, weil neben Glaeseker auch Wulffs Ex-Frau Christiane sowie die gemeinsame Tochter bei Schmidt zu Gast gewesen sein soll.

(dpa)
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