Zeugenaussage vor Gericht Wulff sind Reisen "inzwischen wieder eingefallen"

Hannover · Lange Zeit galten sie als unzertrennlich, nun müssen sie in zwei parallel laufenden Verfahren jeweils als Zeugen aussagen. Der frühere Bundespräsident Wulff offenbart dabei im Korruptionsprozess Glaeseker eine neue Sicht der Dinge.

Die Affäre Christian Wulff
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Foto: dpa, wk cul jol

Im Korruptionsprozess gegen Olaf Glaeseker hat Ex-Bundespräsident Christian Wulff seine frühere Aussage zu den umstrittenen Urlaubsreisen seines damaligen Sprechers revidiert. Anders als bei der Staatsanwaltschaft 2012 bestätigte Wulff am Montag im Landgericht Hannover, von den Reisen Glaesekers zum mitangeklagten Partymanager Manfred Schmidt nach Spanien und Frankreich sowie von deren Freundschaft gewusst zu haben.

"Olaf erzählte gelegentlich, dass er sich mit Manfred getroffen hat", sagte Wulff. Die Treffen sowie eine gemeinsame Autozugfahrt von Deutschland nach Südfrankreich seien ihm "inzwischen wieder eingefallen". In dem seit Dezember laufenden Prozess gegen Glaeseker hatten zuvor bereits mehrere Zeugen erklärt, Wulff sei immer über die Aktivitäten Glaesekers informiert gewesen. Dem hatte Wulff bislang widersprochen.

So hatte etwa Wulffs erste Ehefrau Christiane gesagt, Glaeseker habe sie im Namen Schmidts und in Anwesenheit des damaligen niedersächsischen CDU-Ministerpräsidenten ebenfalls zu einer Reise eingeladen. "Ich selbst habe keine Erinnerung an das Gespräch", sagte Wulff, fügte aber hinzu: "Ich bin fest davon überzeugt, dass meine Frau die Wahrheit gesagt hat."

Wulff empört über Indiskretion

Wulff beschwerte sich erneut über Indiskretionen aus seiner Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft. Er charakterisierte Glaeseker - mit dem er sich mittlerweile überworfen hat - als überaus pflichtbewussten und ehrgeizigen Mitarbeiter. Glaeseker habe ein "überbordendes Engagement" an den Tag gelegt, welches weit über seine eigentlichen Aufgaben als Pressesprecher hinausgegangen sei, sagte Wulff.

Ähnlich hatten sich auch Glaeseker selbst sowie andere Zeugen im Prozess geäußert. Der damalige Regierungssprecher habe immer zum Wohle des Landes über seine Aufgaben hinaus gearbeitet, dafür habe er ihm stets ein "grenzenloses Vertrauen entgegengebracht", so Wulff.

Keine gemeinsamen Urlaube

Jenseits des engen Arbeitsverhältnisses "rund um die Uhr" habe er aber bewusst ein gemeinsames Privatleben mit Glaeseker gemieden, betonte Wulff. "Das wäre die totale Verschmelzung gewesen." Stattdessen habe er stets darauf geachtet, dass es eine "Selbstschutzgrenze" gebe. Daher hätten beide nie gemeinsame Urlaube gemacht.

Im Glaeseker-Prozess geht es um mögliche Bestechung. Glaeseker wird von der Anklage vorgeworfen, sich zwischen 2007 und 2009 bei den Prominenten-Festen "Nord-Süd-Dialog" über Gebühr bei der Sponsorensuche engagiert zu haben. Dies alleine wäre keine Straftat - im Gegenzug soll Glaeseker aber vom mitangeklagten Partymanager Schmidt zu Flugreisen und Urlauben in Südfrankreich und Spanien eingeladen worden sein.

Die Staatsanwaltschaft beziffert den Streitwert auf rund 12.000 Euro. Die Angeklagten weisen die Vorwürfe von sich und erklären die Reisen mit ihrer langjährigen Freundschaft.

(dpa)
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